Daniela Mattheus steigt aufwärts: Jenoptik besetzt Aufsichtsratsspitze neu

Der Aufsichtsrat des Technologiekonzerns Jenoptik hat nach zwei überraschenden Abgängen an der Unternehmensspitze die Corporate-Governance-Expertin Daniela Mattheus zur neuen Aufsichtsratsvorsitzenden gewählt. Sie gehört dem Kontrollgremium des S-Dax-Konzerns aus Jena seit zwei Jahren an und folgt auf den langjährigen Aufsichtsratschef Matthias Wierlacher. Er hatte Anfang Dezember überraschend angekündigt, sein Mandat nach knapp 14 Jahren im Aufsichtsrat und mehr als zehn Jahren an der Aufsichtsratsspitze des Thüringer Photonikspezialisten zum 29. Dezember niederzulegen.
Wenige Tage zuvor hatte Jenoptik überraschend mitgeteilt, dass der langjährige Vorstandschef Stefan Traeger das Unternehmen „in gegenseitigem Einvernehmen“ mit dem Aufsichtsrat Mitte Februar 2026 fast zweieinhalb Jahre vor dem Ende seines laufenden Vertrages verlassen wird. Die Gründe für den vorzeitigen Abschied des Vorstandschefs sind nicht bekannt.
Zum Rückzug von Wierlacher aus dem Aufsichtsrat von Jenoptik teilte das Thüringer Wirtschaftsministerium Anfang Dezember mit, dass er sich „vollständig und unverzüglich“ auf seine Aufgaben als Vorstandsvorsitzender der Thüringer Aufbaubank konzentrieren wolle. „Das unterstütze ich ausdrücklich“, sagte Thüringens Wirtschaftsministerin Colette Boos-John (CDU), die den Vorsitz im Verwaltungsrat der Thüringer Aufbaubank innehat.
Nicht ihr einziges Aufsichtsratmandat
Zuvor hatte Thüringens Ministerpräsident Mario Voigt (CDU) öffentlich seinen Unmut über die Trennung von Jenoptik-Chef Traeger erklärt und den Aufsichtsrat aufgefordert, die Entscheidung zu erklären. Das Land Thüringen ist mit einer Beteiligung von gut elf Prozent größter Aktionär von Jenoptik. Die Unternehmensanteile werden von einer Tochtergesellschaft der Thüringer Aufbaubank verwaltet.
„Die Wahl von Daniela Mattheus ist ein Zeichen der Kontinuität im Aufsichtsrat und des reibungslosen Übergangs im Unternehmen“, sagte Wierlacher zur Wahl seiner Nachfolgerin an der Spitze des Aufsichtsrats. Die aus Eisenach stammende Juristin übernimmt die Führung des Kontrollgremiums zum 30. Dezember. Sie wurde satzungsgemäß bis zum Ende der verbliebenen Amtsdauer des scheidenden Aufsichtsratsvorsitzenden und damit bis zum Ablauf der Hauptversammlung 2026 gewählt.
„Als gebürtige Thüringerin fühle ich mich der Region und Jenoptik besonders verbunden. Ich freue mich daher umso mehr, unser sehr erfahrenes Aufsichtsratsteam führen zu dürfen“, sagte Mattheus. Die 53 Jahre alte Rechtsanwältin und Managementberaterin hält als professionelle Aufsichtsrätin weitere Mandate bei der Commerzbank, bei der Deutschen Bahn und bei der Cewe Stiftung. Sie war insgesamt 20 Jahre für die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaften KPMG und Ernst & Young tätig, lehrt unter anderem an der Frankfurt School of Finance and Management und ist Miteigentümerin sowie Senior Advisor des European Center for Board Effectiveness in Frankfurt.
Ihre Effektivität als Chefkontrolleurin von Jenoptik muss Mattheus in den nächsten Wochen auf der Suche nach einem Nachfolger für Vorstandschef Stefan Traeger unter Beweis stellen. Er gilt als einer von wenigen ostdeutschen Führungskräften, die es an die Spitze eines börsennotierten Unternehmens in Deutschland geschafft haben. Traeger war im Mai 2017 als Vorstandsvorsitzender von Jenoptik angetreten. Sein Vertrag wurde erst im vergangenen Jahr bis Juni 2028 verlängert.
Jenoptik hatte zuletzt vor allem im Kerngeschäft als Ausrüster der Halbleiterindustrie Probleme. In den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres rutschte der Umsatz in diesem Segment trotz des KI-Booms um 15 Prozent auf 315 Millionen Euro ab, während der Konzernumsatz von Jenoptik in den ersten neun Monaten mit 753 Millionen Euro knapp acht Prozent unter dem Vergleichszeitraum lag. „Es bestehen weiterhin hohe Unsicherheiten, unter anderem in Bezug auf den Zeitpunkt und den Umfang des erwarteten Nachfrageanstiegs“, sagte Traeger zur Vorstellung der Quartalszahlen Mitte November.
Die Marktkapitalisierung von Jenoptik liegt derzeit bei 1,1 Milliarden Euro. Seit Jahresbeginn hat die Aktie rund 14 Prozent verloren. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete das Unternehmen mit 4500 Beschäftigten einen Umsatz von rund 1,12 Milliarden Euro.