Cybersicherheit – welches sollten junge Menschen wissen
Junge Internetnutzer werden oft Opfer von Betrug, Mobbing und kriminellen Übergriffen. Forscher haben jetzt einen Katalog von Fähigkeiten erstellt, die Kinder und Jugendliche für digitale Sicherheit lernen sollen.
Kinder und Jugendliche sind im Internet häufig Schikanen, Betrugs- und Missbrauchsversuchen ausgesetzt und oft nicht gut darauf vorbereitet. Das von der EU geförderte Projekt „Super Cyber Kids“ soll die Internetkompetenz der jungen Internetnutzer zwischen acht und dreizehn Jahren fördern, um sie vor den Gefahren im digitalen Raum besser zu schützen.
Eine Forschergruppe der Universität Mannheim hat dafür jetzt ein umfangreiches Kompetenzmodell entwickelt, das zeigt, welche Fähigkeiten junge Menschen brauchen, um sich sicher im Netz zu bewegen.
Mobbing und falscher Umgang mit persönlichen Daten
Diese Gruppe ist besonders anfällig für bestimmte Probleme, erklärt Dirk Ifenthaler, einer der Autoren der Studie: „Aus der Analyse von aktuellen Forschungsarbeiten konnten wir sehen, dass Cybermobbing und der unreflektierte Umgang mit persönlichen Daten im Vordergrund stehen, aber auch Identitätsdiebstahl. Das sind genau die Punkte, die in diesem Altersbereich beachtlichen Einfluss haben können.“
Kritisches Denken als Kernkompetenz von Kindern
In ihrer Studie haben Dirk Ifenthaler und seine Kollegen über 400 Primärstudien gesichtet und internationale Experten konsultiert. Schließlich konnten sie 257 Kompetenzen identifizieren, die für die Sicherheit von Kindern und Jugendlichen im Internet wichtig sind. Einige Kompetenzfelder stechen dabei besonders heraus, besonders die kritische Denkfähigkeit.
„Da ist entscheidend, dass Kinder lernen müssen, Informationen zu hinterfragen“, erläutert Ifenthaler. So sollten Kinder einschätzen können, ob es sich bei einer Person oder einem Avatar um eine reale Person handelt, oder ob sich beispielsweise ein Erwachsener als Kind ausgibt. Eine entscheidende Information, um sich vor Manipulationen zu schützen.
Umgang mit persönlichen Daten
Ebenfalls von zentraler Bedeutung ist der Schutz der eigenen Daten. Für Dirk Ifenthaler ist wichtig: „Kinder müssen verstehen, welche Informationen online geteilt werden beziehungsweise auch nicht geteilt werden können. Das geht von persönlichen Daten bis hin zu Daten des Umfelds. Wenn ich jetzt teile, wo ich wohne, dann ist natürlich der Zugriff für die Täter einfacher, als wenn ich diese Informationen zurückhalte.“
Auch Fragen rund um die digitale Sicherheit gehören laut Dirk Ifenthaler zu den wichtigsten Themen: „Wie gehe ich mit Passwörtern um, um Phishingversuche beispielsweise zu vermeiden? Generell vorsichtig im Umgang mit Links oder Anfragen sein, die per E-Mail oder Messengerdienste kommen. Das sind natürlich auch Kompetenzen, die entscheidend sind, Kinder und Jugendliche vor diesen Onlinebedrohungen zu schützen.“
Unterrichtsmaterialien und Spiele für mehr Cybersicherheit
Die Ergebnisse der Forschungsarbeit sollen in pädagogischen Leitfäden für den praktischen Einsatz einfließen und auch in Cybersicherheitserziehung durch Spiele, die sich dann jeder kostenfrei auf der Plattform supercyberkids.eu herunterladen kann.
„Medienführerschein“ bietet Unterstützung
Auch die Stiftung Medienpädagogik Bayern möchte beispielsweise über die Gefahren für Kinder und Jugendliche im digitalen Raum aufklären und Lösungen bereitstellen. Hier teilt man die Erkenntnisse der Mannheimer Forscher. Besonderen Wert legt man laut Stiftungsreferentin Jutta Schirmacher auf das Verständnis zu kommerziellen Interessen von verschiedenen Anbietern im Netz:
„Wie wird eigentlich Geld verdient in den Medien, und wie ist das bei den unterschiedlichen Akteuren? Ist eine App überhaupt nicht kostenlos, obwohl ich sie kostenlos erstmal runterladen und spielen kann, und entstehen da nicht verdeckte Kosten? Oder zahle ich da nicht auch?“ Mit mehr Wissen über dieses Thema sollen Kinder und Jugendliche vor Abzocke geschützt werden.
Zahlreiche Angebote für mehr Sicherheit
Mit der „Initiative Medienführerschein Bayern“ werden Lehrkräfte durch kostenlose Materialien und digitale Angebote unterstützt. Besonders wichtig ist es der Stiftung, dass alle Kinder, etwa auch aus Familien mit geringem Bildungshintergrund, erreicht werden können. Die Materialien sind an unterschiedliche Alters- und Bildungsstufen angepasst.
Es gibt noch zahlreiche weitere Anbieter für Infomaterial, an die sich interessierte Kinder, Eltern und Lehrer wenden können. So bietet die Webseite klicksafe.de, ein gemeinsames Projekt von Kinderschutzbund, der Medienanstalt Rheinland-Pfalz und der Polizei, reichlich kostenfreies Material speziell zum Thema Missbrauch von Kindern und Jugendlichen im Netz an.
Informationen dazu und zu anderen kriminellen Bereichen wie etwa Messenger-Betrug finden sich auf der Webseite der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes. Neben den Kernthemen bietet die Seite „jugendschutz.net“ – ein gemeinsames Kompetenzzentrum von Bund und Ländern für den Schutz von Kindern und Jugendlichen im Internet – auch ausführliche Informationen etwa zu Bildmanipulationen durch KI, aber auch Extremismus auf jugendaffinen Plattformen im Internet.
Source: tagesschau.de