Columbia University: Weiterer Student nachher propalästinensischen Protesten festgenommen

Ein weiterer Student der New Yorker Columbia-Universität ist im Zusammenhang mit propalästinensischen Protesten festgenommen worden. Mohsen Mahdawi sei am Montag in einer Einwanderungsbehörde in Colchester im US-Bundesstaat Vermont vorstellig geworden, um an einem Einbürgerungstest teilzunehmen, teilten seine Anwälte mit. Stattdessen sei er von Beamten der US-Einwanderungsbehörde ICE festgenommen worden, die zivil gekleidet und teils maskiert gewesen seien. Die Anwälte sagten, sie wüssten nicht, wo Mahdawi festgehalten werde.

„Die Trump-Regierung hat Mohsen Mahdawi als direkte Vergeltung für seinen Einsatz für die Palästinenser und wegen seiner Identität als Palästinenser inhaftiert“, schrieb Anwältin Luna Droubi in einer E-Mail. „Seine Inhaftierung ist ein Versuch, diejenigen zum Schweigen zu bringen, die sich gegen die Gräueltaten in Gaza aussprechen. Sie ist außerdem verfassungswidrig“, fügte die Anwältin hinzu. Man habe einen Antrag beim Bundesgericht eingereicht, um die Regierung von einer Abschiebung abzuhalten.

Dem Gerichtsantrag zufolge wurde Mahdawi in einem Flüchtlingslager im Westjordanland geboren und zog 2014 in die Vereinigten Staaten. Er sei in den Endzügen seines Studiums und wolle im Herbst noch ein Masterstudium beginnen. Mahdawi besitzt den Angaben zufolge eine Greencard, also eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung in den USA. In den Gerichtsunterlagen wird er als überzeugter Buddhist beschrieben, der „Gewaltlosigkeit und Empathie als zentrale Grundsätze seiner Religion“ betrachtet. Der Student sei ein ausgesprochener Kritiker des israelischen Militäreinsatzes im Gazastreifen gewesen und organisierte bis März 2024 Proteste auf dem Campus.

Bernie Sanders beklagt „unmoralische“ Festnahme

Er hatte gemeinsam mit Mahmoud Khali eine propalästinensische Gruppe gegründet. Khalil war am 8. März der erste propalästinensische Aktivist, der seit Donald Trumps Amtsantritt festgenommen wurde. Er wurde in eine Haftanstalt im Tausende Kilometer entfernten Louisiana gebracht und soll abgeschoben werden. Khalil ist ein in Syrien geborener Palästinenser, hat aber ebenfalls ein gültiges Aufenthaltsrecht in den USA. Er ist mit einer amerikanischen Staatsbürgerin verheiratet, die in den kommenden Wochen ein Kind erwartet.

Ein Freund von Mahdawi sagte der Nachrichtenagentur AP, der Student sei sich dessen bewusst gewesen, dass auch ihm eine Festnahme drohen könnte. „Er war zu Recht nervös angesichts dessen, was um ihn herum geschah“, sagte Christopher Helali. Aber er sei entschlossen gewesen, den Termin für den Einbürgerungstest wahrzunehmen, „weil er nichts Falsches getan hat und ein gesetzestreuer Bürger ist, oder bald ein Bürger sein wird“, sagte Helali.

Der linke US-Senator Bernie Sanders aus Vermont nannte die Aktion in einem Post auf X „unmoralisch, inhuman und illegal“. Mahdawi müsse sofort aus der Haft entlassen werden.

Dutzende von Universitäten in den USA sehen sich aufgrund propalästinensischer Proteste in jüngster Zeit mit Antisemitismusvorwürfen konfrontiert. Trumps Regierung hat ein härteres Vorgehen gegen Antisemitismus im akademischen Umfeld versprochen. In diesem Zuge sind mehrere Ermittlungen an Hochschulen eingeleitet worden, mehrere Studenten, denen Verbindungen zu propalästinensischen Protesten nachgesagt wurden, wurden festgenommen oder abgeschoben.