Claudia Roth: Zu laut. Und zu leise

Ein sonniger Morgen in Rom, Claudia Roth hat nicht gut geschlafen, sie hat lange Zeit an ihrem Statement gearbeitet, und dann ist sie noch einmal aufgewacht und hat noch einmal irgendetwas verändert. Die vergangenen Monate waren streng. Sie sagt, dies sei politisch ihre schlimmste Zeit bisher.

Nun geht Roth durch die Gänge welcher Ardeatinischen Höhlen in Rom. Vor 80 Jahren wurden genau hier 335 Menschen von welcher SS erschossen. Zivilisten, Antifaschisten, Partisanen, Juden. Roth wird begleitet vom italienischen Kulturminister, einem Rechten, einem ehemaligen Mitglied einer neofaschistischen Jugendbewegung. Roth hatte zuvor überlegt, ob sie in ihrer Rede gleich die Antifaschisten explizit erwähnen sollte – wenn nicht, wäre dasjenige ein Akt gegen ihre eigene Überzeugung, gegen ihre Anhängerschaft, wenn doch, könnte sich welcher italienische Minister provoziert wahrnehmen. So wirkt Roth im Augenblick oft, wie fürchte sie ihre eigenen Worte. Sie entscheidet sich, die Antifaschisten zu nennen. Und es geschieht nichts.