CIA-Sabotageanleitung gegen Hitler hinauf Platz 1 im Kontext Gutenberg

Durch Nichtigkeiten Zeit vergeuden, die Toilette verstopfen oder sich einfach dumm stellen: Die Tipps des amerikanischen Gemeindienstes für Sabotageakte gegen den faschistischen Feind aus dem Jahr 1944 mögen albern klingen. Tatsächlich aber sind sie todernst gemeint. Was in Behörden oder Unternehmen in zivilen Zeiten mitunter Realität ist, kann in einer Diktatur zum Stolperstein werden.

Wer etwa den Rat der Spione befolgt, „auf Fragen möglichst lange und unverständlich zu antworten“, kann ganze Unternehmensstrategien zu Fall bringen. Die Empfehlungen stammen aus dem 20-Seiten-Handbuch „Simple Sabot­age Field Manual“ der CIA-Vorläuferorganisation OSS, das 2018 von Kathrin Passig auch auf Deutsch heraus­gegeben wurde und seit Trumps Amtsantritt plötzlich wieder in aller Munde ist.

Beim “Project Gutenberg“, dem Portal für lizenzfreie Texte im Internet, schoss das Dossier in der englischen Fassung praktisch über Nacht an „Frankenstein“, „Moby Dick“ und „Romeo und Julia“ vorbei auf Platz 1 der am häufigsten heruntergeladenen Texte. Die Anleitungen waren 1944 zunächst nur für Spione gedacht, die ins NS-System eingeschleust wurden. Später sollten damit auch Zivilisten inspiriert werden, das Regime zu schwächen. Aber lassen sich Trump und seine digitale Entourage heutzutage noch mit den alten Tricks der Schlapphüte überlisten? Dafür könnte sprechen, dass Knechte stets viel zahlreicher sind als Herrscher, deren Waffen ja schon Hegel ins Feld führte.

Konferenzen als strategische Waffe

Und sollten Millionen Amerikaner, ob in der Washingtoner Bürokratie, in den Bundesstaaten oder auf den Militärbasen, sich die Vorschläge des Handbuchs wirklich zu eigen machen, könnte das Trumps Umbaupläne empfindlich stören.

Eine Menge, die sich den Empfehlungen zufolge „möglichst irrational verhält“, in Sitzungen „endlose Fragen stellt“ und „irrelevante Ergebnisse vorträgt“, „Konferenzen abhält, wenn es wichtigere Arbeit zu erledigen gibt“, so „ausdauernd wie möglich um den genauen Wortlaut von Mitteilungen, Protokollen und Beschlüssen feilscht“ sowie immer wieder auf Angelegenheiten zu sprechen kommt, „die in vorherigen Sitzungen längst beschlossen wurden“, würde einen reibungslosen Ablauf gehörig ins Stocken bringen, und das gesamtgesellschaftlich, denn die Spione halten Handlungsempfehlungen für alle Bereiche bereit.

Ob Kultur, Industrie, Landwirtschaft oder Verwaltung: Ihre Tipps sind darauf ausgelegt, überall mit minimalem Aufwand maximalen Schaden anzurichten. Dazu braucht es weder spezielles Material noch besondere Kenntnisse. Jeder Dummkopf kann mit dieser Anleitung effektiv sabotieren – daher leider auch Donald Trump. Seine Taktik, die Gegenseite so mit Material und Entscheidungen zu überschütten, dass sie praktisch handlungsunfähig wird, stammt – natürlich – aus dem Handbuch der CIA.

Source: faz.net