Chris Rea: Mit den Füßen hinauf heiligem Grund

Das nennt man dann wohl, und das ist so ernst wie liebevoll
gemeint, einen angemessenen Abgang. Driving Home for Christmas hieß sein
bekanntester Song, und drei Tage vor dem diesjährigen Weihnachtsfest ist Chris Rea nun gestorben. Der britische Rock- und Blues-Musiker wurde 74 Jahre alt.

Das Weihnachtslied hat wohl jeder Mensch unwillkürlich im
Ohr, wenn Reas Name fällt, „I’m driving home for Christmas, yeah / Get my feet
on holy ground“
, ebenso die dunkelsamtene, mal leicht, mal schwer heisere
Stimme. Der Gesang von Chris Rea bewegte sich stets an der Grenze zum
Sprechgesang, manchmal auch an der Grenze zum Nuscheln und Murmeln. Oft hatte
man das Gefühl, dass er eigentlich nur für sich selbst singt, sodass seine
Musik noch in den dramatischsten Momenten authentisch und nahbar wirkte. Man höre,
wie er in Driving Home for Christmas (1988) zu dem festtagsfroh beschwingten Klavier
und den Broadway-heiter sich darüber erhebenden Streichern die Melodie so
gleichermaßen lässig und nachlässig singt, als ob er sich wirklich gerade auf
einer sehr langen Reise nach Hause befände oder auf einer sehr langen Reise
durchs Leben. Oder anders gesagt: Chris Reas Stimme war schon immer von der
Aura einer gewissen Grundmüdigkeit umflort, sie war „road-weary„, wie man im
Englischen sagt, welt- und reisemüde. Umso schöner erschien es, wenn die Musik
drumherum strahlte.