China passt seine Afrika-Strategie an

Nahezu alle afrikanischen Regierungschefs waren beim diesjährigen China-Afrika-Gipfel (FOCAC) präsent – ein voller Erfolg für Präsident Xi Jinping. Peking umwirbt den Kontinent seit Jahrzehnten. Südafrika, Nigeria und Simbabwe genießen dabei besondere Aufmerksamkeit. Fortan gelten die Beziehungen zu diesen Ländern als „umfassende strategische Partnerschaft“.

Versteht sich, dass China mittlerweile als mit Abstand wichtigster Handelspartner der meisten afrikanischen Staaten reüssiert. Zu Zeiten des Ukraine-Krieges bieten sie nicht nur alternative Absatzmärkte, sondern sind angesichts wachsender Spannungen Chinas mit der EU und den USA als Verbündete gefragt. Wofür sich die Volksrepublik revanchiert, indem sie sich als Vor- und Schutzmacht des Globalen Südens etabliert. Mit einiger Emphase verwies Xi während des Gipfels auf „das unermessliche Leid“, welches der Westen mit seinen Modernisierungsstrategien über den Globalen Süden gebracht habe.

Solche Töne kommen in Afrika an, auch wenn durch Covid die Finanzhilfen Chinas deutlich zurückgingen und erst 2023 wieder bei fünf Milliarden Dollar lagen. Zugleich kam es bei großen Infrastrukturprojekten zu Zahlungsausfällen, weil hoch verschuldete Staaten ihre Kredite nicht mehr bedienen konnten. Einen Schuldenerlass für die wenig solventen Partner hat die chinesische Regierung indes bisher nicht in Aussicht gestellt. Dafür wurde nun beim Treffen in Peking ein neues Finanzpaket mit einem Volumen von umgerechnet 46 Milliarden Euro vorgestellt. Davon werden 30 Milliarden als Kredite vergeben und elf als direkte Finanzhilfe, während zehn Milliarden als Investitionen chinesischer Firmen in diverse Länder Afrikas fließen. Wie bei den Kreditvergaben zeichnet sich ein Strategiewandel ab: Statt wie bisher riesige Projekte wie Bahntrassen, Häfen und Kraftwerke zu finanzieren, wird die Hilfe künftig auf ausdrückliche Leuchtturm-Projekte konzentriert, die „klein und schön sind“, so Xi Jinping, sprich: nachhaltig und wirtschaftlich sinnvoll.

Chinesische Unternehmen schauen auf Vorhaben im Bergbau oder den Abbau strategischer Rohstoffe wie Kobalt, Kupfer und Lithium. Wegen der Wirtschaftsflaute in China ist Afrika zudem gefragt, einen auf Überkapazitäten zurückgehenden Warenüberschuss abzunehmen, etwa bei Solar- und Windkraftanlagen, bei denen chinesische Anbieter Weltmarktführer sind. Daher wurden in Peking 30 neue Projekte zum Auf- und Ausbau grüner Energie vorgestellt. Die Stromversorgung soll in vielen afrikanischen Ländern mehr und mehr durch chinesische Solar- und Windkraftinstallationen gesichert werden. Darüber hinaus wollen sich die Chinesen beim Aufbau einer digitalen Infrastruktur engagieren.

Xi Jinping hat auf das Verlangen nach einem ausgeglichenen Handel reagiert, indem er versprach, Chinas Märkte für Agrarimporte aus Afrika zu öffnen, auch wenn das „vorsichtig“ geschehen müsse. Der Warenaustausch zwischen der Volksrepublik und den afrikanischen Ländern hat zwar im Vorjahr ein Rekordniveau von 282 Milliarden Dollar erreicht, aber chinesische Ausfuhren dominieren. Könnten sie mehr Agrarerzeugnisse nach Fernost verkaufen, würde das hoch verschuldeten Staaten helfen, ihre chinesischen Kredite zu bedienen.

Den afrikanischen Partnern ist nicht nur mehr Kooperation bei erneuerbaren Energien nahegelegt. China will auch den jeweiligen Bildungssystemen aufhelfen – und setzt im wohlverstandenen Eigeninteresse auf mehr afrikanische Studenten an chinesischen Hochschulen. Schließlich steht militärische Zusammenarbeit mit ausgesuchten Partnern auf dem Programm. Gemeinsame Manöver der chinesischen und südafrikanischen Marine gab es schon – eine Verwicklung in staatsinterne Konflikte am Horn von Afrika oder im Westen des Kontinents, bei denen Warlords das Sagen haben, sind allerdings nicht gefragt.