Champions League-Rechte: Der neue Fußballmogul
Deutsche Fußballfans müssen sich an einen neuen Namen gewöhnen – und bald ein weiteres Abo abschließen. Zumindest, wenn sie auch ab der Saison 2027/2028 zu Hause Champions-League-Spiele sehen wollen.
Der amerikanische Medienkonzern Paramount Skydance hat überraschend den Großteil der Live-Rechte für Deutschland und Großbritannien erworben, wie die gemeinsame Vermarktungsorganisation von UEFA und der Klub-Vereinigung European Football Clubs, UC3, am Freitag mitteilte.
Dies ist sein bislang mit Abstand bedeutendster Schritt in Europa, was Sportübertragungen angeht. Auf seinem Heimatmarkt hält er schon seit 2019 die Rechte an der Champions League.
DAZN bald ohne Champions Leauge in Deutschland
Über ein mögliches stärkeres Engagement der US-Medienkonzerne im europäischen Fußball wird im Prinzip seit Jahren bei jeder größeren Rechteausschreibung spekuliert.
Doch in Deutschland hatte bislang lediglich Amazon ein kleines Champions-League-Paket erworben. Der Konzern zeigt auf seinem Prime-Dienst ein Spiel am Dienstag, hat hier allerdings die freie Wahl und kann sich stets das potentiell für deutsche Fans interessanteste von ihnen herauspicken. Alle anderen Spiele überträgt in Deutschland bislang der Streamingdienst DAZN . Dieses Paket ging nun an Paramount, dessen Chef David Ellison damit zum zentralen Spieler auf dem Platz wird.
Amazon behält sein „Top-Spiel-Paket“, wechselt damit für die vier Spielzeiten ab der Saison 2027/28 aber auf den Mittwoch. In Großbritannien ist es ähnlich: Auch hier hat Amazon die Rechte an einem Top-Spiel und wird sie behalten.
2,5 Milliarden Euro für die UEFA aus den fünf Top-Märkten
Die Rechte an den anderen Spielen lagen bislang bei TNT Sports, einer Tochtergesellschaft des amerikanischen Unterhaltungskonzerns Warner Bros . Discovery. Dieses Paket übernimmt nun Paramount, wobei es möglich ist, dass diese Transaktion am Ende keine größere Bedeutung haben wird. Denn Paramount bemüht sich ohnehin gerade darum, Warner zu kaufen.
Wie viel für die begehrten Champions-League-Rechte bezahlt wird, ist nicht bekannt. Der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge konnte die UEFA die zu erwartenden Einnahmen aus der kommenden Rechteperiode für ihre fünf wichtigsten Märkte in den Verhandlungen nun um 20 Prozent im Vergleich zur laufenden steigern.

Demnach nimmt der europäische Fußball-Dachverband aus der Vermarktung der Klub-Wettbewerbe der Männer künftig rund 2,5 Milliarden Euro im Jahr ein. Neben Deutschland und Großbritannien wurden im Zuge der Ausschreibung auch die Rechte für Frankreich, Italien und Spanien neu vergeben.
Formel 1 oder NFL: Auch Apple und Netflix kaufen Sportreche
Der Schritt von Paramount kommt insofern nicht völlig aus dem Nirgendwo, als das Unternehmen ohnehin schon die Champions-League-Rechte für die USA hält. Sportrechte sind allgemein enorm begehrt in der Medienindustrie, und auch die Unternehmen, die allein auf Streaming spezialisiert sind, drängen in den Markt.
Netflix zum Beispiel zeigt Boxkämpfe und sicherte sich im vergangenen Jahr für 150 Millionen Dollar die Rechte an den Weihnachtsspielen der NFL. Apple wiederum überträgt auf seinem Streamingdienst Apple TV Spiele der US-Fußballliga Major League Soccer (MLS) und erwarb kürzlich auch die Rechte an der Formel 1 für den amerikanischen Markt. Apple TV hat schon „F1“ mitproduziert, den Kinohit mit Brad Pitt rund um die Königsklasse des Motorsports.

Der Kauf der Champions-League-Rechte ist ein weiteres aggressives Manöver von Paramount – und damit auch von David und Larry Ellison, die sich innerhalb kurzer Zeit in die erste Liga amerikanischer Medienmogule katapultiert haben. Paramount Skydance ist in seiner heutigen Form erst im August entstanden, nachdem das von David Ellison geführte Filmstudio Skydance den viel größeren Paramount-Konzern gekauft hat.
Ellison plant schon den nächsten Coup und nimmt Warner ins Visier
Bei der Finanzierung half maßgeblich Davids Vater Larry, der Mitgründer des Softwarekonzerns Oracle und einer der reichsten Menschen der Welt. Der Zeitschrift „Forbes“ zufolge hält Larry Ellison fast die Hälfte der Anteile am kombinierten Unternehmen. Nur wenige Wochen nach Vollzug dieser Transaktion wurde bekannt, dass Paramount schon an seinem nächsten Übernahmeangebot arbeitet und Warner kaufen will. Warner hat sich im Oktober selbst zum Verkauf gestellt, und nun findet ein Bieterverfahren statt.
Dabei sieht sich Paramount offenbar Konkurrenz gegenüber. Wie die „New York Times“ schrieb, haben in dieser Woche Paramount, Netflix und der Unterhaltungskonzern Comcast, zu dem die Universal-Filmstudios gehören, Angebote für Warner angegeben. Dabei will Paramount offenbar als einziger Bieter den gesamten Warner-Konzern inklusive seiner Fernsehkanäle kaufen. Netflix und Comcast sollen nur an den Filmstudios und dem Streaminggeschäft interessiert sein.

Dem Bericht zufolge will Paramount sich nicht allein auf Larry Ellisons Reichtum verlassen, um die Transaktion bezahlen zu können, sondern hat einen Finanzinvestor als Partner. Darüber hinaus soll es auch Gespräche mit Staatsfonds aus dem Nahen Osten geben.
Was schon heute zum Paramount-Imperium gehört
Sollte Paramount den Zuschlag für Warner bekommen, würden zwei riesige Medienkonglomerate miteinander fusionieren. Zu Paramount gehören neben den gleichnamigen Filmstudios Fernsehsender wie CBS, MTV und Nickelodeon.
Unter dem Dach von Warner sind neben den Warner-Filmstudios Fernsehsender wie CNN, HBO und die TNT-Kanäle, die bislang die Champions League in Großbritannien zeigen. Sollten die Ellisons künftig sowohl CNN als auch CBS kontrollieren, hätten sie enorme Macht darüber, welche Art von Nachrichtenprogrammen Amerikaner zu sehen bekommen.
Mit Oracle zählt Larry Ellison auch zu einer Gruppe amerikanischer Investoren, die eine Mehrheit am US-Geschäft der beliebten Video-App Tiktok übernehmen sollen. Ellison hat eine gute Verbindung zum US-Präsidenten Donald Trump kultiviert, und in der Branche wird die Frage gestellt, ob den Fernsehkanälen in seinem wachsenden Medienimperium inhaltliche Eingriffe drohen, die Trump entgegenkämen. Der Präsident beklagt sich zum Beispiel oft über die Berichterstattung auf CNN.
Ein „Nepo-Baby“ und sein Weg nach oben
Die operative Führung von Paramount Skydance liegt bei Larrys Sohn David, der Vorstandschef ist. Ihn drängte es früh ins Unterhaltungsgeschäft, und er hat sich auch eine Zeit lang ohne größeren Erfolg als Schauspieler versucht. 2010 gründete er dann mit finanzieller Hilfe seines Vaters Skydance.
Er wurde in der Branche zunächst nicht sonderlich ernst genommen und als eine Art „Nepo-Baby“ gesehen, dem der Reichtum seines Vaters die Türen geöffnet hat. Aber er hat sich nach und nach Respekt verschafft und mit Skydance einige Kinoerfolge gelandet. Seit der Übernahme von Paramount gehört er nun zu den einflussreichsten Personen im Mediengeschäft.
DAZN-Deutschlandchefin Alice Mascia sagte jetzt zum Ausgang der Rechtevergabe für die Champions League: „Unsere Entscheidung spiegelt eine disziplinierte, langfristige Strategie wider, die darauf ausgerichtet ist, Fans und Partnern den größtmöglichen Mehrwert zu bieten.“ Das ließ sich als Andeutung verstehen, dass das Unternehmen nicht so viel bezahlen wollte wie Paramount.
Europa League und Conference League gehen an DAZN
DAZN gehört zum Portfolio des Milliardärs Len Blavatnik. Über seine Beteiligungsgesellschaft Access Industries hat er seit dem Start mittlerweile mehr als sieben Milliarden Dollar in DAZN gesteckt, womit der Dienst in den vergangenen Jahren aggressiv Rechte aufgekauft und stark expandiert hat. In Deutschland hält DAZN seit dieser Saison die Live-Rechte an den Einzelspielen der Bundesliga am Sonntag und zeigt die Konferenz am Samstag. Die übrigen Rechte liegen bei Sky, dessen Deutschland-Geschäft RTL übernehmen will – der Deal wird derzeit von den Kartellbehörden geprüft.
Sky zeigt aktuell keine europäischen Wettbewerbe, bei RTL laufen allerdings Europa League und Conference League. Für die vier Spielzeiten ab der Saison 2027/28 liegen diese Rechte dann bei DAZN.