Cem Özdemir: Kann er Kretschmann?
Das war das wohl
kürzeste Bewerbungsvideo in der Geschichte der Bundesrepublik. Nur 26
Sekunden brauchte Cem Özdemir, um seine Kandidatur für das Amt des
Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg in den sozialen Netzwerken
bekanntzugeben. Er schwäbelt a bisserl, man sieht ihn Treppen hochsprinten, ganz schnöde ein
Paket öffnen und ein grünes T-Shirt herausholen, auf dessen Rücken „Cem 2026“
steht. Wobei die Null durch ein Ö wie Özdemir ersetzt ist. „Jetzt kann‘s
losgehen“, beendet Özdemir den Clip.
Was soll er auch groß sagen? Im Berliner Politikbetrieb galt es seit Langem als offenes Geheimnis: Özdemir, der grüne
Bundeslandwirtschaftsminister, will Nachfolger von Winfried Kretschmann werden. In Baden-Württemberg findet im Frühjahr 2026 die nächste Landtagswahl statt. Damit kehrt
der anatolische Schwabe, wie Özdemir sich selbst einmal genannt hat, nicht nur
in seine Heimat zurück. Er greift auch nach einem der wohl schillerndsten
Ämter, die es im grünen Kosmos zu vergeben gibt. Kretschmann war schließlich
der erste und bisher einzige Ministerpräsident in der Geschichte der
Öko-Partei.