„Call me Paris“ an dieser Schaubühne: Die Paris Hilton von Bergisch Gladbach

Auf der Bühne steht nicht viel
mehr als ein in rosa Satin gehülltes Bett. Ein Mann liegt auf dem Boden. Eine
bereits angetrocknete Blutlache glänzt im Scheinwerferlicht, und Julia (Alina Stiegler) versucht, die Einzelteile ihrer Seele zusammenzusetzen, zu verstehen, wie sie
in dieses Hotelzimmer gekommen ist. Mit Call me Paris bringt die Regisseurin und Autorin Yana Eva Thönnes die Welt der
Nullerjahre, die unlängst als Y2K-Trend in Mode und Musik ein Revival erlebt
hatte, an die Berliner Schaubühne.

In Rückblenden berichtet Julia
von ihrer traumatischen, von sexuellen Ansprüchen aufgeladene Jugend in den
Nullerjahren. Das war die Zeit, wo der mittlerweile altersmüde gewordene Jugendsender
MTV über Jahre hinweg die Träume von Heranwachsenden prägte: Da wurden Villen
von Stars gezeigt, gern mit Kingsize-Bett, noch lieber mit
Pole-Dance-Stange im Schlafzimmer. Junge Frauen sollten um einen
uhrenbehangenen, alternden Rapper (Flavor Flav) buhlen, indem sie ihm Hühnchen
zubereiteten.
Es war die Zeit, in der Britney Spears sich zu Songzeilen wie
I’m a slave 4 you“ verführerisch räkelte. Und natürlich die Hochzeit des titelgebenden
It-Girls und der angeblichen Erfinderin des Selfies: Paris Hilton.