Bundesbank: Konsumstimmung könnte sich durch EM rascher ergründen

Die in gut zwei Wochen beginnende Fußball-Europameisterschaft in Deutschland wird der Bundesbank zufolge kein Konjunkturfeuerwerk auslösen, aber womöglich die noch maue Konsumstimmung heben. Eine eindeutige Evidenz für Effekte von Großsportveranstaltungen sei in der wissenschaftlichen Literatur schwer zu finden, erklärte die deutsche Notenbank auf Nachfrage der Nachrichtenagentur Reuters. „So sind typischerweise positive Effekte auf den Konsum eher kurzfristiger Natur und gering – etwa, weil es beispielsweise im Gastgewerbe auch zu Verdrängungseffekten kommen kann.“ Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt hier das Institut der deutschen Wirtschaft (IW): „Bratwurst statt Restaurant, Fernsehabend statt Kinobesuch. Die Konsumausgaben steigen folglich nicht unbedingt, sondern verschieben sich.“

Eine Bundesbank-Analyse aus dem Jahr 2006 zu den Auswirkungen der damaligen Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland zeigt ebenfalls nur begrenzte Wirkungen auf: Der WM-Effekt habe knapp einen viertel Prozentpunkt zum Wachstum des Bruttoinlandsproduktes im zweiten Quartal beigetragen. „Allerdings besteht durchaus die Chance, dass sich die derzeit noch sehr verhaltene Konsumstimmung in Deutschland im Kontext der EM rascher aufhellt, als wir es derzeit auf Basis der verfügbaren Indikatoren erwarten“, so die Bundesbank.

Die privaten Konsumausgaben sind im ersten Quartal um 0,4 Prozent gesunken – trotz nachlassender Inflation und steigender Löhne. So gaben die Verbraucher weniger für Nahrungsmittel und Bekleidung aus. Der Einzelhandel hofft durch die EM auf frische Impulse. Der Handelsverband Deutschland (HDE) rechnet mit zusätzlichen Umsätzen von 3,8 Milliarden Euro durch das Turnier, das vom 14. Juni bis 14. Juli ausgetragen wird.

Handel hofft auf Schub für Snacks und Grillgut

„Die diesjährige Heim-EM könnte den Konsum in einzelnen Branchen und Warengruppen ankurbeln“, sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Einer vom HDE in Auftrag gegebenen Umfrage zufolge planen mehr als 41 Prozent der Befragten den Kauf von Snacks, Grillgut, Getränken und weiteren Lebensmitteln. Zu Fanartikeln wie Schals, Fahnen und Dekoartikeln greifen demnach 31 Prozent. Auch bei Sportartikeln, Produkten aus dem Bereich Wohnen und Garten, Spielwaren sowie Elektronik wird mit einzelnen Umsatzeffekten gerechnet.

Die Stimmung der deutschen Verbraucher ist zwar aktuell so gut wie seit zwei Jahren nicht mehr. Allerdings liegt das für Juni berechnete Barometer für das Konsumklima mit minus 20,9 Punkten immer noch tief im negativen Bereich, wie die Marktforschungsinstitute GfK und NIM zu ihrer Umfrage unter 2000 Verbrauchern mitteilten. Als Grund dafür wird die Verunsicherung vieler Verbraucherinnen und Verbraucher genannt, da nach wie vor klare Zukunftsperspektiven im Land fehlten. Das wiederum führe zu geringer Planungssicherheit bei Anschaffungen.