Bundesbank kippt Neubaupläne in Frankfurt komplett

Die Bundesbank streicht ihre Pläne für die Neugestaltung ihrer Frankfurter Zentrale weiter zusammen: Nicht nur spektakuläre neue Hochhäuser sind aus der Planung gefallen, jetzt will man ganz auf jedweden Büroneubau verzichten. Das denkmalgeschützte Hauptgebäude aus den Jahren 1967 bis 1972 mit dem markanten Sichtbeton soll dagegen weiter saniert werden.

Zudem sollen die Beschäftigten der Bundesbank-Hauptverwaltung Frankfurt, die in einem Gebäudekomplex an der Taunusanlage, der früheren Landeszentralbank, nahe der Frankfurter Innenstadt residieren, ihre Räumlichkeiten künftig mit Beschäftigten aus der Zentrale teilen.

Damit speckt die Notenbank unter Bundesbankpräsident Joachim Nagel innerhalb von nur einem Jahr schon zum zweiten Mal das noch unter dem früheren Präsidenten Jens Weidmann begonnene Bauvorhaben ab. Ursprünglich hatte es unter anderem drei markante neue Hochhausriegel in der Nachbarschaft der Zentrale geben sollen. Auch andere Bauherren schielen derweil auf das Verhalten der Bundesbank.

Bundesbank-Hauptgebäude aus den Jahren 1967 bis 1972.
Bundesbank-Hauptgebäude aus den Jahren 1967 bis 1972.dpa

Weder soll es jetzt eine direkte Anweisung zu mehr Sparsamkeit aus Berlin gegeben haben, so hieß es, noch soll der Milliardenverlust der Notenbank im operativen Geschäft ausschlaggebend gewesen sein. Vielmehr reagiere die Bundesbank auf Veränderungen der Arbeitswelt, wie die Trends zu Homeoffice und Desk Sharing, also das Arbeiten von daheim und die gemeinsame Nutzung von Arbeitsplätzen, und folge den „Grundsätzen von Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit“.

Schon im Mai vergangenen Jahres hatte die Bundesbank angekündigt, wegen des vermehrten Homeoffice künftig mit 40 Prozent weniger Bürofläche auszukommen als kalkuliert. Deshalb hatte die Notenbank die Pläne für ihren neuen „Campus Deutsche Bundesbank“ deutlich zurückgefahren. Statt mehrerer Hochhäuser sollte es nur noch ein schlichtes neues Bürogebäude mit 5000 statt 100.000 Quadratmetern Bürofläche geben, so hatte es geheißen. Das wurde jetzt auch zu den Akten gelegt.

„Die Bundesbank will auf dem Gelände ihrer Zentrale in Frankfurt auf Büroneubauten verzichten“, teilte die Notenbank mit. „Geplant wird eine Strategie für den Standort Frankfurt, die die Liegenschaften der Bundesbank-Hauptverwaltung in der Innenstadt einbezieht.“

Raum für nur noch 2700 Büroarbeitsplätze

Zum einen wird das Haupthaus weiter saniert, das seit Mai 2022 als Kulturdenkmal eingetragen ist. „Die Bundesbank fühlt sich ihrem denkmalgeschützten Traditionshaus verbunden“, sagte Bundesbankpräsident Nagel. Zum anderen würden jetzt auch die übrigen Bestandsgebäude in Frankfurt in Hinblick auf eine Sanierung geprüft. „Details dieser Standortstrategie Frankfurt sind in der finalen Prüfung“, teilte die Bundesbank mit.

„Der überwiegende Teil der Büroarbeitsplätze wird flexibel durch mehrere Beschäftigte genutzt werden“, kündigte die Bundesbank an.Konkret hat die Bundesbank beschlossen: Ihre Mitarbeiter können bis zu 60 Prozent Homeoffice machen. Dabei soll es bleiben. Entsprechend braucht man weniger Büroraum.

Zudem soll es viel weniger Einzel- und Doppelbüros geben als bisher, dafür mehr Großraumbüros. Und die verbleibenden Büros sollen „ganz überwiegend buchbar“ sein, also nicht nur einer Mitarbeiterin oder einem Mitarbeiter zugeordnet werden, wie Stephan Bredt sagte, der seit dem 15. Januar bei der Bundesbank das neue Amt des Chief Operating Officer (COO) bekleidet. Zuvor war er im hessischen Wirtschaftsministerium, bei der Bahn und bei der FDP-Bundestagsfraktion gewesen.

Von den ursprünglichen Plänen für die neue Zentrale der Bundesbank hatte es geheißen, sie werde mehr als eine Milliarde Euro verschlingen – und damit teurer werden als das markante Hochhaus der Europäischen Zentralbank (EZB) im Frankfurter Ostend. Das galt als etwas brisant, ist doch die EZB die europäische Einrichtung, die Bundesbank lediglich die nationale. Die Bundesbank selbst hatte sich zu Auskünften über die Kosten immer sehr bedeckt gehalten.

Die Kosten sind noch unbekannt

Aktuell hat die Bundesbank nach eigenen Angaben weder einen festen Plan, wann die neue Zentrale bezugsfertig sein soll, noch will sie sich auf die Kosten für das gesamte Bauvorhaben genau festlegen. Seit 2021 wird auf dem Gelände der Bundesbankzentrale schon gebaut, die Mitarbeiter sind größtenteils in einem angemieteten Provisorium in der Frankfurter Innenstadt untergebracht.

Kalkuliert wird offenbar so: 2700 statt 5000 Büroarbeitsplätze werden für die Bundesbankzentrale künftig noch gebraucht, wenn man das Homeoffice berücksichtigt. Davon sollen 2400 auf das bisherige Gelände der Zentrale mit dem Hauptgebäude entfallen. 300 sollen in die bisherige Hauptverwaltung Frankfurt ausgelagert werden. Dort soll es zudem weitere 300 Arbeitsplätze für die Mitarbeiter der Hauptverwaltung geben.

„Die Grundlage für die Neuausrichtung bieten unsere beschäftigtenfreundlichen Homeoffice-Regelungen und neue Grundsätze für die Belegung von Büros“, sagte Bundesbankpräsident Nagel.

Einige der Gebäude auf dem Gelände der Bundesbankzentrale, Süd 1 bis 4 genannt, waren zuletzt schon abgerissen worden. Andere, darunter neben Süd 5 beispielsweise auch der noch vergleichsweise neue Kindergarten, existieren noch. Sie stehen, anders als das Hauptgebäude, nicht unter Denkmalschutz. Sie sollen noch mal Gegenstand weiterer Analysen sein.

Selbst Inneneinrichtung teils unter Denkmalschutz

„Der Bedarf kann durch bankeigene Bestandsgebäude gedeckt werden“, sagte Bundesbank-Manager Bredt. Angela Gröne, die neue Leiterin des Zentralbereichs Baumanagement der Bundesbank, führte aus, insbesondere die langfristigen Kosten im laufenden Betrieb könnten durch den Verzicht auf zusätzliche Flächen verringert werden.

Offenbar war die Bundesbank etwas überrascht worden, dass ihr Betongebäude unter Denkmalschutz gestellt wurde. Andere Gebäude in ähnlichem Stil aus den sechziger und siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts waren sogar abgerissen worden, darunter das Technische Rathaus in der Frankfurter Innenstadt. Jetzt soll die Fassade weitgehend erhalten werden, nur schadstoffbelastete Teile werden ausgetauscht.

Zum Teil gibt es dort Belastungen durch chemische Verbindungen wie PCB, zum Teil auch durch Asbest. Die Sichtbetonteile, die über die Jahre stark nachgedunkelt sind, sollen gereinigt und aufgefrischt werden. An der Südseite bekommt das Gebäude zudem Solaranlagen.

Auch die Inneneinrichtung steht zum Teil unter Denkmalschutz. Möbel aus den sechziger Jahren wurden eingelagert, auch ein ganzes, vom Künstler Victor Vasarely gestaltetes Zimmer. Mamorflächen und Edelholztüren in den Vorstands- und Konferenzetagen werden ebenso erhalten wie die alten Lampen aus den Sechzigern, die zum Teil mit neuer Technik nachgerüstet werden müssen.

Bei der neuen Planung orientiere sich die Bundesbank an der Empfehlung der Kommission „Nachhaltiges Bauen“ des Umweltbundesamtes, den vorhandenen Gebäudebestand wenn möglich zu erhalten, um Treibhausgas-Emissionen und unnötig hohen Rohstoffverbrauch zu vermeiden, heißt es in der Mitteilung der Bundesbank.

Source: faz.net