Buch „zu lieben“ von Ulrike Draesner: Die Variablen einer Geschichte

Stutzen wird womöglich schon, wer zum neuen Roman Ulrike Draesners greift, das Buch aber noch gar nicht aufgeschlagen hat. Da steht auf dem Cover zu lieben und darunter klein, aber durchgestrichen, das Wort „Roman“. Warum schränkt die Autorin an dieser Stelle die Gattungsbezeichnung ein und unterstreicht sie damit zugleich? Beginnt man zu lesen, begreift man: Als versierte und experimentierfreudige Sprachartistin, die Ulrike Draesner ist, fordert sie die Lesenden auf, sich im Prozess der Lektüre immer wieder bewusst mit der Frage auseinanderzusetzen, was an der hier erzählten Geschichte denn nun erlebt, was erfunden ist, eine Frage, die seit Jahren vermeintlich schnell zu beantworten ist mit dem inzwischen abgenutzten und nicht sonderlich präzisen Etike