BMW-Führungswechsel: BMW wagt riskanten Führungswechsel

Als Oliver Zipse vor sechs Jahren bei BMW den Vorstandsvorsitz des wankelmütigen Harald Krüger übernahm, ging ein gewaltiger Ruck durch den Vierzylinder, wie das Hochhaus am Petuelring in München genannt wird. Der disziplinierte Zipse ist hart – zu sich selbst und zu anderen. Das wussten die Mitarbeiter. Und sie wussten auch, dass eine harte Führung in harten Zeiten nötig sein würde. Sie wurden nicht enttäuscht.
Zipse hat BMW souverän durch eine Welt der Krisen und Kriege gesteuert. Eisern hielt er an seiner Strategie der „Technologieoffenheit“ fest, in der neben den Elektroautos auch die Verbrenner ihren festen Platz haben. Ob Chip- und Rohstoffknappheiten oder Strafzölle in Amerika, BMW kam und kommt mit den großen Herausforderungen weitaus besser klar als Mercedes, Volkswagen & Co. Ganz nebenbei hat Zipse mit einer zwar sündhaft teuren, aber technologisch weit vorausgreifenden Modellpattform, der sogenannten Neuen Klasse, BMW auf die Zukunft der elektrischen und autonom fahrenden Autos vorbereitet. Kurzum: Zipse gilt eigentlich als unersetzbar.
Bei BMW sollen jedoch Vorstände im Alter von 60 Jahren aufhören, so wollen das die Eigentümerfamilien Klatten und Quandt. Bei dem heute 61 Jahre alten Zipse machten Susanne Klatten und ihr Bruder Stefan Quandt eine Ausnahme, indem sie ihm die Verlängerung genehmigten. Nach der Hauptversammlung im Mai 2026 muss Zipse dann aber doch für den fünf Jahre jüngeren Produktionsvorstand Milan Nedeljković Platz machen.
Neue Autos, neue Krisen – und jetzt ein neuer Chef: Der Wachwechsel an der Konzernspitze ist riskant. Der Nachfolger hat wie Zipse eine lupenreine Karriere im eigenen Haus hinter sich – doch da hören die Gemeinsamkeiten schon auf. „Milan Nedeljković begeistert Menschen für Ideen, versammelt sie hinter gemeinsamen Werten und motiviert sie somit zu Höchstleistungen“, sagt der BMW-Chefaufseher Nicolas Peter über den Neuen an der Spitze. Zipse hat BMW zu Höchstleistungen angetrieben, auf seine Art. Nedeljković ist als Produktionsvorstand ein Motivator, aber als Vorstandsvorsitzender erwarten ihn ganz andere Herausforderungen. Er muss sie lösen. Und so viel steht fest: er wird es nicht auf Zipses Art probieren. Doch die war das Erfolgsrezept in den zurückliegenden Jahren.