Bildband zeigt Niedergang jener USA: Ein ostdeutscher Blick
Die Sicht des Ost-Berliner Fotografen Michael Dressel auf die US-Gesellschaft lässt kaum Raum für Optimismus. Man muss nicht historisch bewandert sein, um die Fotografien als Menetekel zu verstehen
Das deutsche Bild der USA hat sich je nach Weltlage öfter gewandelt. Waren die Westdeutschen einst qua Geburt vorbildliche Amerika-Versteher, hat sich mit der Wiedervereinigung die mentale Landkarte verschoben, denn für die Ostdeutschen waren die USA nie der entscheidende Bezugspunkt im Koordinatensystem ihrer Identität. Die Vasallentreue der Bundesregierung zum großen Verbündeten war dort stets umstritten, zu stark war und ist noch die Erinnerung an die seinerzeitige „unverbrüchliche Freundschaft“ zur Sowjetunion, die nichts anderes als Unterwerfung unter den großen Bruder meinte. Aber auch gesamtdeutsch überwiegt heute die Skepsis gegenüber einem Land, das sich trotz offenkundiger Schwächen immer noch als Anführer der fre