Bilanz in Zahlen: 2025 war wirtschaftlich ein verlorenes Jahr

In der deutschen Wirtschaft sind in diesem Jahr viele Hoffnungen verflogen. Mit der Aussicht auf eine wirtschaftspolitische Wende nach der Bundestagswahl im Fe­bruar und auf viele schuldenfinanzierte Staatsaufträge hellte sich die Stimmung der Unternehmen bis in den August hinein auf. Das zeigen die monatlichen Geschäftsklimaumfragen des Ifo-Instituts in München. Im Klein-Klein der Regierungsarbeit und im Gezerre zwischen Union und SPD, deren Ansichten über eine gute Wirtschaftspolitik nicht nah beieinanderliegen, aber schwand die Hoffnung auf eine Wirtschaftswende zunehmend. Das Geschäftsklima bröckelte wieder ab.

„Das Jahr endet ohne Aufbruchstimmung“, resümierte vor wenigen Tagen Ifo-Präsident Clemens Fuest. Den Zauber, der jedem Anfang innewohnt, hat die Koalitionsregierung von Kanzler Friedrich Merz (CDU) nicht für klare Entscheidungen für mehr Wachstum genutzt. Im Gegenteil: Vor allem die Beschlüsse zur Ausweitung und Stabilisierung rentenpolitischer Leistungen belasten die Wachstumsaussichten durch künftig höhere Steuern und Schulden.

Stagnation am Rande der Rezession

Die harten Wirtschaftsdaten haben in diesem Jahr den Optimismus der Unternehmerschaft – und der Anleger – nie gespiegelt. In den ersten Monaten des Jahres liefen die Geschäfte zwar überraschend gut. Viele in den Vereinigten Staaten tätige Unternehmen füllten vor den angekündigten Zollerhöhungen des Präsidenten Donald Trump noch rasch ihre Lager auch mit deutschen Waren auf. Das aber war nur eine vorübergehende Stütze. Die Hoffnung, dass die zunehmenden Aufträge sich zum andauernden Aufschwung wandeln würden, schwand irgendwann im Laufe des Sommers. Zurückgeworfen auf ihre ureigene Wachstumskraft, versank die deutsche Wirtschaft wieder in die Stagnation am Rande der Rezession.

Entsprechend düster fällt die wirtschaftliche Bilanz des Jahres 2025 aus. Mit einem mageren Wachstum von vielleicht 0,1 oder 0,2 Prozent hebt das Jahr sich zwar positiv von den beiden vorherigen Rezessionsjahren ab. Das aber schönt das Bild. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf steigt nach Prognose des Internationalen Währungsfonds (IWF) gerade mal preisbereinigt um sechs Euro auf 43.120 Euro. Die Industrieproduktion ist nach den bis in den Herbst vorliegenden Zahlen um 1,3 Prozent gesunken, der Export um 1,1 Prozent. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist um fast zwölf Prozent gestiegen.

In den ersten zehn Monaten des Jahres gingen im verarbeitenden Gewerbe 109.000 Stellen verloren, verglichen mit dem Vorjahreszeitraum. In der schwer gebeutelten Automobilwirtschaft verschwanden fast 48.000 Stellen, obwohl die Neuzulassungen von batterieelektrischen Autos auf rund 500.000 gestiegen sind. Die sektoralen Arbeitsplatzverluste werden in der Gesamtwirtschaft zum Teil aufgefangen durch mehr Stellen im Staatsdienst; auch die Rüstungswirtschaft zieht Personal an. Kleine Lichtblicke oder Hoffnungswerte gibt es auch in anderen Bereichen. Der Absatz von Wärmepumpen zum Beispiel steigt nach Branchenprognose um fast die Hälfte auf rund 300.000 Stück. Die Zahl der Wohnungsneubauten sinkt zwar abermals auf rund 235.000, doch lässt ein Anstieg der Baugenehmigungen die Bauunternehmen auf moderate Besserung hoffen.

Insgesamt lag die Arbeitslosenquote zuletzt mit 6,1 Prozent kaum höher als am Jahresende 2024. Doch die Unternehmen und die Beschäftigung werden durch höhere Sozialversicherungsabgaben und die Lohnstückkosten belastet, die um 3,8 Prozent stiegen. Die unsichere Lage am Arbeitsmarkt drückt auf das Konsumklima. Die real verfügbaren Einkommen stiegen in den ersten drei Quartalen kaum, der moderate Konsumanstieg speist sich weitgehend aus einer niedrigeren Sparleistung. Die Inflationsrate 2025 wird nach Prognose der Deutschen Bundesbank von 2,5 auf 2,3 Prozent sinken. Damit steigen die Verbraucherpreise nach den Preisschocks der vergangenen Jahre zumindest langsamer.

In dieser schwierigen wirtschaftlichen Lage hat der Staat seine Aktivität ausgedehnt. Die Staatsschuld steigt nach Prognose des IWF um fast vier Prozent auf 34.176 Euro je Kopf. Mit einer Staatsquote von 50,4 Prozent, gemessen am BIP, beansprucht der Staat jetzt mehr als die Hälfte der Wirtschaftsleistung – und das, obwohl das staatliche Tun in den ersten Monaten des Jahres vor der Regierungsbildung fiskalisch gehemmt war. Zu der gestiegenen Staatsquote tragen mehr Ausgaben für Verteidigung bei, weil die Regierung nicht im Gegenzug an anderer Stelle weniger ausgibt. Insgesamt steht die Ausweitung der Konsumausgaben des Staates um 1,9 Prozent im scharfen Kon­trast zur Schrumpfung der Ausrüstungsinvestitionen um 2,4 Prozent.

Weder die seit dem Sommer geltenden Abschreibungserleichterungen noch die für die Zukunft gesetzten niedrigeren Unternehmensteuern haben die Investitionsbereitschaft von Unternehmen in Deutschland bislang angeregt. Die Aufwertung des Euro belastet das Exportgeschäft, doch zugleich sollten eigentlich die Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank die Wachstumsaussichten aufhellen. In den Investitionsplänen der Unternehmen ist davon bislang wenig zu sehen.

Aus wirtschaftlicher Sicht ist 2025 so ein verlorenes Jahr. Die Erwartungen für das Wachstum im kommenden Jahr beruhen fast alleinig auf den schuldenfinanzierten Mehrausgaben des Staates für Konsum und Investitionen, nicht aber auf einer Privatwirtschaft, die mehr Lust am Standort Deutschland entwickelt. Im Durchschnitt prognostizieren die großen Wirtschaftsforschungsinstitute ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts um ein Prozent. In der jüngsten Umfrage des Ifo-Instituts erwarten nur 15,9 Prozent der deutschen Unternehmen im kommenden Jahr eine Verbesserung ihrer Geschäfte. 26 Prozent rechnen dagegen mit einer Verschlechterung.