Bericht zu Umweltkrisen: Noch kann die Welt gerettet werden

Wissenschaftler fordern eindringlich einen Kurswechsel, damit sich die Lebensbedingungen auf der Erde nicht katastrophal verschlechtern. Werde die Wirtschaft weiterhin nach dem Prinzip „Business as usual“ angetrieben, drohten enorme Kosten für Mensch, Umwelt und Wirtschaft“, heißt es in dem neuen globalen Umweltausblick der Vereinten Nationen, der am Dienstag am Sitz des UN-Umweltprogramms in Nairobi vorgestellt wurde.

Aber es gibt auch eine gute Nachricht: Noch bestehe die Chance für eine Trendwende – sofern eine umfassende Transformation zum Schutz von Klima, Ökosystemen und Artenvielfalt stattfinde.

Umweltverschmutzung sei weltweit der größte Risikofaktor für Krankheiten und vorzeitigen Tod; jährlich seien neun Millionen Todesfälle auf Verschmutzungen der Umwelt zurückzuführen, schreiben die Fachleute. 287 Wissenschaftler verschiedener Disziplinen aus 82 Ländern haben an dem Bericht mitgearbeitet. Dafür haben sie mehr als 800 Studien ausgewertet.

„Die Kosten der Untätigkeit sind aber weitaus höher“

Die Wissenschaftler fordern „tiefgreifende Veränderungen“ in fünf Schlüsselbereichen: Wirtschaft und Finanzen, Energie, Materialverbrauch und Abfall, Ernährung und Umwelt. Wenn hier umgesteuert werde, ließen sich „Millionen von Todesfällen vermeiden“, „Hunderte Millionen Menschen aus Armut und Hunger befreien“ und zudem volkswirtschaftliche Vorteile in Billionenhöhe erzielen.

Der wirtschaftliche Nutzen der Transformation werde von 2050 an sichtbar werden, heißt es in dem Bericht. Bis zum Jahr 2070 würden die volkswirtschaftlichen Vorteile dann auf 20 Billionen Dollar im Jahr wachsen und danach auf 100 Billionen Dollar. Zunächst wären allerdings hohe Investitionen nötig, etwa in saubere Energie, in die Kreislaufwirtschaft und eine nachhaltige Landwirtschaft. Allein um die Netto-Treibhausgasemissionen bis 2050 auf null zu senken und die biologische Vielfalt zu schützen, seien jährliche Investitionen von acht Millionen Dollar erforderlich. „Die Kosten der Untätigkeit sind aber weitaus höher“, mahnen die Wissenschaftler.

„Dann verwandelt sich die Welt in eine giftige Müllhalde“

Fehlten Kraft und Willen für die Transformation, werde der Klimawandel bis 2050 dazu führen, dass das globale Bruttoinlandsprodukt (BIP) um vier Prozent schrumpfe. Bis zum Ende des Jahrhunderts drohe dann ein Rückgang des BIP um 20 Prozent infolge negativer Auswirkungen des Temperaturanstiegs auf die Landwirtschaft, durch Hochwasser, Hitzewellen und Produktivitätsverluste. In diesen Schätzungen sind klimabedingte Folgen für die Gesundheit und die biologische Vielfalt noch nicht berücksichtigt.

Die Wissenschaftler warnen überdies vor schweren Folgen für die Nahrungsmittelsicherheit, sollten nicht größere Anstrengungen zum Schutz der Umwelt unternommen werden: Es drohe der Verlust fruchtbarer Böden auf einer Fläche wie der Kolumbiens – „und das zu einer Zeit, in welcher der Klimawandel die pro Kopf verfügbaren Nahrungsmittel bis 2050 um 3,4 Prozent reduzieren könnte“.

Sorge bereitet den Fachleuten zudem die Aussicht, dass sich „die Welt in eine giftige Müllhalde verwandelt“, wenn nicht kräftig gegengesteuert wird. Die Menge an festen Abfällen – derzeit sind es mehr als zwei Milliarden Tonnen im Jahr – werde sich bis 2050 nahezu verdoppeln, lautet die Prognose. Hinzu käme die Belastung durch giftige Chemikalien in Kunststoffen. Diese führten wegen gesundheitlicher Beeinträchtigungen schon jetzt zu geschätzten wirtschaftlichen Verlusten von 1,5 Billionen Dollar im Jahr.

In dem Bericht werden auch einige positive Entwicklungen erwähnt. So seien fast alle ozonschädigenden Stoffe abgeschafft worden, die Luftqualität habe sich in einigen Regionen verbessert, etwa in der EU, und zwischen 2011 und 2020 hätten sich die Bemühungen um Wiederaufforstung ausgezahlt. Aber das sei zu wenig, konstatieren die Wissenschaftler. Das Erreichte genüge „bei Weitem“ nicht, um die Umweltkrisen zu bewältigen.