Banken: Olaf Scholz kritisiert UniCredit-Aktienkäufe wohnhaft bei Commerzbank fühlbar
Die Bundesregierung lehnt eine Übernahme der Commerzbank durch die italienische Großbank UniCredit nach den Worten von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ab. „Unfreundliche Attacken, feindliche Übernahmen sind nicht das, was für Banken eine gute Sache sind“, sagte Scholz am Rande seines Aufenthalts in New York City. „Deshalb hat sich die Bundesregierung in dieser Sache klar positioniert und macht sehr klar, dass wir das nicht für ein angemessenes Vorgehen halten in Europa und in Deutschland, dass man gewissermaßen ohne jede Kooperation, ohne jede Rücksprache, ohne jede Rückkoppelung versucht, mit unfreundlichen Methoden sich an Unternehmen aggressiv zu beteiligen.“
Scholz bezeichnete die Commerzbank als wirtschaftlich erfolgreiche Bank, die wichtig für die deutsche Wirtschaft sei. Der Mittelstand bekomme seine Finanzierungen durch diese Bank. „Es ist eine Bank, die das auch in ihrer Unabhängigkeit gut kann“, sagte Scholz.
Gewerkschaft spricht von „aggressivem Schritt“
Auch aus den Kreisen des Bundesfinanzministeriums hieß es, die Bundesregierung unterstütze „die auf Eigenständigkeit ausgerichtete Strategie“ der Commerzbank. Das Vorgehen von UniCredit habe man zur Kenntnis genommen. „Eine Übernahme unterstützen wir nicht. Dies haben wir UniCredit mitgeteilt.“
Heftige Kritik am Vorgehen der UniCredit kam auch von der Gewerkschaft Ver.di. Gewerkschaftssekretär und Commerzbank-Aufsichtsrat Stefan Wittmann sprach von einem „aggressiven Schritt“. Der Vorsitzende des Commerzbank-Gesamtbetriebsrats, Uwe Tschäge, warnte vor einem Wegfall von zwei Drittel der Arbeitsplätze, sollte ein Deal mit der UniCredit zustande kommen.
Die UniCredit hatte kürzlich den Teilausstieg des Bundes aus der Commerzbank genutzt und war überraschend im großen Stil bei dem Dax-Konzern eingestiegen. Zuletzt teilte die italienische Bank mit, sie habe sich weitere Anteile an der Commerzbank gesichert. Das Institut erwarb über Finanzinstrumente den Zugriff auf weitere 11,5 Prozent der Aktien und kommt damit auf eine rechnerische Beteiligung von etwa 21 Prozent. Die UniCredit beantragte nach eigenen Angaben die behördliche Erlaubnis, ihren Anteil auf bis zu 29,9 Prozent zu erhöhen. Damit wird ein offizielles Übernahmeangebot für die Commerzbank wahrscheinlicher. Ab einem Anteil von 30 Prozent wäre die UniCredit gesetzlich verpflichtet, ein öffentliches Übernahmeangebot vorzulegen.
Staatlicher Einstieg während Finanzkrise
Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hatte in der vergangenen Woche in einem Interview mit der Rheinischen Post angekündigt,
dass die Bundesregierung nach dem Großeinstieg der UniCredit über das weitere Vorgehen beraten wolle. Lindner wies in
diesem Zusammenhang darauf hin, dass das europäische Recht verbiete,
einen Bieter zu diskriminieren.
Der deutsche Staat hatte die Commerzbank in der Finanzkrise mit Milliarden vor dem Kollaps gerettet und wollte seine Beteiligung schrittweise verkaufen – wurde aber dann vom Einstieg der UniCredit überrumpelt. Am Freitagabend teilte die Finanzagentur des Bundes mit, der Staat wolle seine bestehende Beteiligung an der Commerzbank „bis auf Weiteres“ behalten. Der staatliche Anteil an der Commerzbank beträgt laut deren Website derzeit über zehn Prozent.
Die UniCredit ist an der Börse mehr als 60 Milliarden Euro wert und könnte sich eine Übernahme der Commerzbank leisten, die mit rund 18 Milliarden Euro bewertet wird. Käme es zu einer Übernahme, würde eine europäische Megabank entstehen.