Ausbruch in Brandenburg: Klauenseuche könnte zu Händen Landwirte teuer werden

In der Landwirtschaft sorgt der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) für Unruhe. Zum ersten Mal seit 1988 ist für den Menschen ungefährliche, für Nutztiere aber gefährliche Viruserkrankung wieder in Deutschland aufgetreten. Nach den Fund mehrerer verendeter Wasserbüffel in einem Landwirtschaftsbetrieb in Brandenburg wurden am Montag Tiere anderer Höfe in der Nähe vorsorglich getötet.

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) tauschte sich mit Vertretern der zuständigen Branchenverbände aus. Die sind in Alarmstimmung: „Der Schaden ist massiv, es droht ein langer Ausfall“, sagt Gereon Schulze Althoff, der im Vorstand des Verbands der Fleischwirtschaft sitzt und im Hauptberuf Geschäftsführer beim größten deutschen Schlachtkonzern Tönnies ist. „Für uns in der Fleischwirtschaft bedeutet das kurzfristig überschlagen eine halbe Milliarde Euro an Umsatzverlust“, sagt Schulze Althoff.

Südkorea hat den Import von deutschem Schweinefleisch direkt nach Bekanntwerden der Nachricht am Freitag gestoppt. De facto sind auch Exporte aus Deutschland in andere Länder außerhalb der EU nicht mehr möglich, weil dafür ein Zertifikat zur MKS-Freiheit nötig ist, das nun nicht mehr ausgestellt werden kann. Der Handel innerhalb der EU sei grundsätzlich weiter möglich, sagte ein Sprecher von Özdemir am Montag in Berlin.

Keine weiteren Hilfsmaßnahmen geplant

Auf die Frage nach Hilfen für die betroffenen Landwirte hielt er sich bedeckt. Die Landwirte, deren Tiere zum Seuchenschutz getötet werden müssen, bekämen die Kosten von der Tierseuchenkasse erstattet. Darüber hinaus sind derzeit noch keine Hilfsmaßnahmen geplant. Der Präsident des Deutschen Bauernverbands Joachim Rukwied forderte von Bund und Ländern ein entschlossenes Eindämmen der Seuche. „Die tierhaltenden Betriebe sind zudem gefordert, ihre Biosicherheitsmaßnahmen zu überprüfen und nochmals zu verstärken.“

Im Jahr 2023 wurden insgesamt 2,2 Millionen Tonnen Schweinefleisch aus Deutschland exportiert. 1,9 Millionen davon gingen in andere EU-Länder. Wichtigstes Abnehmerland war Italien mit knapp 290.000 Tonnen, gefolgt von Polen und Österreich. Zugleich importiert Deutschland auch Schweinefleisch. Zuletzt waren es rund 960.000 Tonnen.

Nicht automatisch sinkende Preise im Supermarkt

Aktuell wird in der Fleischbranche darüber diskutiert, ob Ware, die schon auf dem Schiff unterwegs in andere Länder ist, zurückgeholt werden muss. Auch Rindfleischexporte etwa nach Japan und auf die Philippinen sind betroffen. „Das Bundeslandwirtschaftsministerium ist gefordert, schnellstmöglich Lösungen mit den relevanten Drittländern zu finden“, sagt Fleischverbandsvertreter Schulze Althoff. Er rechnet damit, dass der MKS-Ausbruch in dieser Woche den Schweinepreis abstürzen lässt. Zu sinkenden Preisen im Supermarkt für die Verbraucher führt das jedoch nicht automatisch.

Sowohl Landwirte mit Nutztierbeständen als auch die fleischverarbeitende Industrie haben sich gerade erst von den Folgen der Afrikanischen Schweinepest erholt. Nachdem diese – ebenfalls für den Menschen ungefährliche – Seuche in mehreren europäischen Ländern aufgetreten war, hatten wichtige Abnehmerländer in Asien wie Südkorea und China für mehrere Jahre ihre Importe aus Europa gestoppt. Diese Länder nehmen auch Teile ab, die in Deutschland nicht verzehrt werden, etwa Schweinefüße.

Das bundeseigene Friedrich-Löffler-Institut hat den Typus der in Brandenburg aufgetretenen Maul- und Klauenseuche mittlerweile bestimmt. Die Produktion eines Impfstoffs könne schnell hochgefahren werden, sagte der Sprecher von Özdemir, betonte aber auch: „Ob gegen die Maul- und Klauenseuche geimpft wird, müssen die Länder entscheiden.“ Falls dies gewünscht sei, werde der Bund die EU-Kommission darüber informieren. Diese müsse dies genehmigen.