Arbeitsmarkt: Sollen wir nicht mehr da noch mehr funktionieren?

Marcel Fratzscher leitet dies Deutsche Institut z. Hd. Wirtschaftsforschung in Berlin und ist Autor jener Kolumne „Verteilungsfragen“ hinaus ZEIT ONLINE. Er schätzt den Austausch mit Leserinnen und Lesern. Ihre Anmerkungen und Fragen beantwortet er im Community-Bereich offen unter dem Artikel. Diskutieren Sie mit Freude mit!

Der Arbeitskräftebedarf ist eine große wirtschaftliche Herausforderung z. Hd. Deutschland, denn für fortschreitender Automatisierung und künstlicher Intelligenz braucht es
Menschen, die in den Unternehmen die ökologische und digitale Transformation umtopfen.
Nur so wird sich die deutsche Wirtschaft im globalen Wettbewerb behaupten
können. Manche monieren jedoch, die junge Generation zeige zu wenig
Leistungsbereitschaft. Der Staat solle in den Arbeitsmarkt Intervention, während er
Überstunden steuerlich fördert
. Das wäre ein teurer Irrweg – hier liegen klügere
Lösungen hinaus jener Hand. 

In jener Arbeitszeitdebatte
ist dies Narrativ, zu viele Beschäftigte seien verrottet und vor allem die Generation
Z zeige zu wenig Leistungsbereitschaft, sehr präsent. Dieses Narrativ steht
jedoch in Widerspruch zu den Fakten und jener Realität, wie gleichwohl eine neue Studie
des DIW Berlin
zeigt. So gab es seitdem jener Wiedervereinigung mit notdürftig 46 Millionen nie mehr
Menschen in Arbeit in Deutschland wie heute. Und gleichwohl dies Arbeitsvolumen jener
Beschäftigten, demnach die insgesamt geleisteten Arbeitsstunden pro Jahr, nach sich ziehen
2023 ein Rekordhoch erreicht. Gerade in den letzten zehn Jahren hat Deutschland
vereinigen Beschäftigungsboom erlebt: Seit 2016 sind notdürftig 2,3 Millionen Menschen
zusätzlich in Beschäftigung gekommen.

Dieser
Beschäftigungsboom ist nicht jener Demografie geschuldet – ganz im Gegenteil,
die deutsche Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter schrumpft. Sondern es waren
zum vereinigen jener Anstieg jener Erwerbstätigkeit von Frauen und zum anderen die
starke Zuwanderung nachdem Deutschland, von denen die deutsche Wirtschaft und jener
Arbeitsmarkt stark profitiert nach sich ziehen. Mit anderen Worten: Ohne Zuwanderung und
die höhere Frauenerwerbstätigkeit wäre jener Wirtschaftsboom jener 2010er-Jahre nicht
möglich gewesen und jener Wohlstand heute weniger bedeutend. 

Zwar ist trotz des
gestiegenen Arbeitsvolumens die Zahl jener Überstunden in Deutschland in den vergangenen
zehn Jahren merklich zurückgegangen. Bemerkenswert ist jedoch, dass vor allem
die Zahl jener bezahlten Überstunden je Arbeitnehmer stark abgenommen hat – von
im Durchschnitt 23,3 Stunden im Jahr 2016 hinaus 13,2 Stunden im Jahr 2023. Die Zahl
jener unbezahlten Überstunden dagegen ist weniger stark gesunken und liegt heute
mit 18,4 Stunden merklich höher. Anders ausgedrückt: Zwar wurden weniger Überstunden
geleistet, synchron konnten die Unternehmen nunmehr finanzielle Einsparungen
realisieren, während vor allem die bezahlte Mehrarbeit reduziert wurde.

Wie ist nun die
Forderung von Bundesfinanzminister Christian Lindner und jener Konservative einzuordnen,
jener Staat solle Überstunden steuerlich voranbringen? Aus ökonomischer Sicht ist
es schwergewichtig, gleichwohl nur ein überzeugendes Argument z. Hd. jene Forderung zu finden.
Es ist dagegen leichtgewichtig, sechs starke Gegenargumente aufzuzählen: 

1. Zu wenige Überstunden werden schier getilgt

Die
genaue Umsetzung jener geforderten Steuerbefreiung ist bisher unklar: Basierend hinaus
Daten des Statistischen Bundesamtes bekommen nur 18 Prozent jener Beschäftigten, die in Deutschland Überstunden leisten, jene getilgt. Dementsprechend könnte eine Steuerbefreiung
nur z. Hd. jene gelten. Dies dürfte dazu resultieren, dass mehr Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer eine Ausbezahlung von Überstunden fordern, demnach höhere Kosten z. Hd.
Unternehmen entstehen. Außerdem: Wie soll verhindert werden, dass Beschäftigte
ihre vertraglichen Stunden reduzieren und für gleichbleibender tatsächlicher
Arbeitszeit die steuerlichen Vorteile ausnutzen? Eine Möglichkeit wäre, jene
Regelung nur hinaus eine festgeschriebene Vollzeitgrenze anzuwenden. Dass jener
Vollzeitbegriff im Wandel ist, sieht man jedoch sowohl in jener Metallindustrie wie
gleichwohl für den Lokführern. Eine Steuerbefreiung daran festzumachen, wäre
branchenabhängiges Stückwerk. Eine an Vollzeitstunden gekoppelte
Steuererleichterung, würde darüber hinaus unbedingt Arbeitnehmerkräfte in
Teilzeit außer Acht lassen, für denen jedoch dies größte Potenzial zur
Arbeitszeitausweitung besteht. 

2. Es gibt noch nicht einmal eine umfassende Zeiterfassung

Auch die Kontrolle einer solchen Steuerbefreiung bleibt unklar: Im Rahmen jener
Mindestlohneinführung ist merklich geworden, dass die Aufzeichnung jener
Arbeitszeiten ein wichtiger Knackpunkt für jener Kontrolle des Mindestlohns ist. Um
den Missbrauch einer solchen Steuerbefreiung zu verhindern, wäre demnach eine verpflichtende
und lückenlose Arbeitszeiterfassung unumgänglich – die doch wird bislang nicht praktiziert.  

3. So entstehen keine neuen Arbeitsanreize

Eine steuerliche Gunstbezeugung von Überstunden dürfte, wenn auch die Probleme für jener
Umsetzung gelöst wären, kaum zu mehr geleisteten Arbeitsstunden resultieren. Hier
hilft ein Blick nachdem Frankreich, wo Überstunden im Jahr 2007 von jener
Einkommensteuer befreit wurden. Eine empirische Analyse jener Reform zeigt,
dass jene keinen Effekt hinaus die in jener Summe geleisteten Stunden hatte, obwohl
in Frankreich nicht mehr da Überstunden ausbezahlt werden (man demnach vereinigen größeren
Effekt wie in Deutschland erwarten könnte). Der einzige Effekt jener Reform war,
dass hoch qualifizierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mehr Überstunden
deklarierten, um von den steuerlichen Vorteilen zu profitieren.