Amerikanischer Autohersteller: Auf welche E-Autos Ford jetzt setzen will

Ford schraubt seine Ambitionen im Geschäft mit Elektroautos erheblich zurück. Der amerikanische Autohersteller hat jetzt einen radikalen Strategiewechsel angekündigt und wird in diesem Zusammenhang einen gewaltigen Sonderaufwand von 19,5 Milliarden Dollar verbuchen. Ein großer Teil davon entfällt auf Abschreibungen in seiner Sparte für Elektroautos. Inmitten einer schwächelnden Nachfrage will das Unternehmen in den nächsten Jahren deutlich weniger reine Elektroautos auf den Markt bringen als bisher geplant und stattdessen stärker auf Hybridmodelle sowie Autos mit Verbrennungsmotor setzen.

Der Pick-up-Transporter F-150 Lightning, der einmal ein großer Hoffnungsträger war, wird zum Beispiel in seiner nächsten Generation kein reines Elektroauto mehr sein, sondern ein „Extended Range“-Modell mit einem Benzinmotor, der die Batterie während des Fahrens auflädt, um die Reichweite zu verlängern. Ein weiterer großer Pick-up-Transporter, der bislang als Elektromodell geplant war, soll durch eine Variante mit Verbrennungsmotor ersetzt werden. Auch Pläne für einen neuen elektrischen Lieferwagen in Europa werden gestrichen. In einer Fabrik im US-Bundesstaat Tennessee, in der bislang Batterien für Elektroautos hergestellt werden, sollen stattdessen künftig große Batteriespeicher produziert werden.

Verkaufszahlen für Elektroautos liegen unter Erwartungen

Mit dieser Neuausrichtung reagiert Ford darauf, dass die Verkaufszahlen für Elektroautos nicht so schnell wachsen wie erhofft. Auf dem amerikanischen Heimatmarkt kommt derzeit erschwerend hinzu, dass sich das politische Umfeld gewandelt hat. US-Präsident Donald Trump lehnt die Förderung von Elektromobilität ab, ein im Juli verabschiedetes Steuer- und Ausgabengesetz sorgte dafür, dass bisherige Steuergutschriften für den Kauf von Elektroautos von bis zu 7500 Dollar abgeschafft wurden. Ford-Vorstandschef Jim Farley sagte unlängst, er wäre nicht überrascht, wenn sich der Marktanteil von Elektroautos in den USA auf fünf Prozent halbieren würde. Auch der Wettbewerber General Motors hat im Oktober eine Abschreibung in Milliardenhöhe angekündigt.

Ford wird weiter auf Alternativen zu reinen Verbrennern setzen. Das Unternehmen rechnet nach eigener Aussage damit, dass bis 2030 die Hälfte seines globalen Verkaufsvolumens auf Elektroautos oder Hybridmodelle entfällt. Im Moment sind es 17 Prozent. Aber der Schwerpunkt wird sich offenbar nun stärker auf Hybride verlagern.

Elektro-Standort Köln in der Krise

Der Schritt der Konzernmuttergesellschaft dürfte auch in den Kölner Ford-Werken genau beobachtet werden. Der arg gebeutelte Standort ist schließlich zu einem rein auf Elektromobilität fokussierten Werk umgebaut worden. Zwei Milliarden Euro hat Ford dort investiert, um die seit Jahren schrumpfenden Fabriken wieder besser auszulasten. Funktioniert hat das bislang aber nicht, im Gegenteil hat sich die Krise verschärft. Gut 4000 Stellen baut Ford ab, während auch aus früheren Sparprogrammen noch Stellen verschwinden. Vor etwas mehr als zwei Wochen hat das neue Personalabbauprogramm begonnen, bei dem Ford darauf hofft, dass möglichst viele Beschäftigte das durchaus üppige Abfindungsangebot annehmen. Betriebsbedingte Kündigungen sind allerdings nicht ausgeschlossen.

Mitte September hatte Ford sein schon mit den Arbeitnehmervertretern und der Gewerkschaft IG Metall ausgehandeltes Abbauprogramm über 2900 Stellen nochmals verschärfen müssen. Schon das entsprach jeder vierten der aktuell noch 11.500 Arbeitsplätze in den Ford-Werken. Teil der Vereinbarung mit der Belegschaft waren neben den Abfindungen auch ein Rentenschutzschirm. Zuvor hatte es allerdings heftige Proteste gegen die Sparpläne gegeben und den ersten organisierten Streik in der bald hundertjährigen Geschichte der Kölner Ford-Werke. Der Produktionsstandort schrumpft schon seit Jahren: Vor einigen Jahren arbeiteten noch mehr als 20.000 Menschen für Ford in Köln.

Hohe Abfindungen, aber schlechte Aussichten

Während der schon geplante Stellenabbau auch Mitarbeiter aus der Verwaltung und anderen Unternehmensabteilungen trifft, sind in der jüngsten Ankündigung die Arbeiter am Band betroffen. Für sie gelten die gleichen Regeln, manch langjähriger Mitarbeiter bekommt dadurch mehr als 100.000 Euro Abfindung, in Einzelfällen auch noch deutlich mehr. Die Krise trifft aber nicht bloß die Menschen, die ihre Stelle verlieren. Auch für diejenigen, die bleiben, sind die Aussichten wenig rosig, denn der Schrumpfkurs geht weiter. Ford streicht zum neuen Jahr eine Schicht in der Produktion seiner zwei Elektromodelle Explorer und Capri. In der Vergangenheit hatte das Unternehmen mangels Nachfrage nach seinen mehr als 40.000 Euro teuren Elektroautos schon Kurzarbeit in den Kölner Ford-Werken angemeldet, bislang aber im Zwei-Schicht-Betrieb produziert. Nach Angaben der Gewerkschaft kommt Ford auf 300 bis 350 Fahrzeuge je Schicht.

Mit dem Ende der wenig rentablen Kleinwagenproduktion des Modells Fiesta in Köln und der Umrüstung auf Elektromodelle wollte Ford der Marktentwicklung voraus sein. Die in Köln gebauten Elektromodelle stehen auf der technischen Basis der Elektromodelle von Volkswagen. Aus der Belegschaft in Köln wurde auf Betriebsversammlungen oft kritisiert, dass die dort produzierten Fahrzeuge auch zu teuer seien, um im Markt anzukommen.

Eine Ankündigung von Ford aus der vergangenen Woche hat am Standort am Rhein daher auch nicht für Jubelschreie gesorgt. Mit dem französischen Hersteller Renault will Ford nämlich eine strategische Partnerschaft in der Pkw-Entwicklung eingehen und zwei neue Ford-Elektromodelle entwickeln. Die beiden Modelle sollen im B-Kleinwagensegment angesiedelt sein und auf der Basis von Renaults bestehender Ampere-Plattform entwickelt werden. Produziert werden sollen die neuen Fahrzeuge im „Electricity“ getauften Verbund aus den nordfranzösischen Renault-Fabriken Douai, Maubeuge und Ruitz. Auch wenn Ford betont, dass die Modelle damit nicht in Konkurrenz zu den in Köln gefertigten Fahrzeugen stehen, gibt die Produktoffensive doch eine Richtung vor.