Als Burt Reynolds den Highway zögernd machte – mit unschuldig Stunts und Kalauern

Mehr Kult geht nicht, zumindest für Fans rasanter Auto-Verfolgungsjagden mit viel Blechschaden, lässigem Klamauk und Trucker-Romantik: Am 10. Februar 1978 lief „Ein ausgekochtes Schlitzohr“ in Deutschland an. Ein Klassiker der Highway-Krawall-Filme – von denen Burt Reynolds noch weitere ablieferte.
Die Bosse beim Hollywood-Studio Universal Pictures waren wenig optimistisch, als sie im Sommer 1977 eine neue Actionkomödie in die US-Kinos brachten. „Smokey and the Bandit“ bestand aus reichlich Raserei auf den Highways der Südstaaten, garniert mit lockeren Sprüchen der Akteure via CB-Funk und einigem Klamauk. Alles eher unreif, politisch wenig korrekt und unterlegt mit Trucker-Countrymusik.
Das schmale Drehbuch und die ganze Machart des Films, bei dem etliche Gags und Dialoge improvisiert wurden, war genau das, was Feinsinnige und Feuilletonisten als „unterkomplex“ schmähen würden. Und in den US-Nordstaaten oder gar in Übersee würden die Kapriolen von Südstaaten-Hillbillies wohl wenig Verständnis und Anklang finden.
Doch tatsächlich war diese Mischung genau das, was das Publikum sehen wollte und köstlich amüsierte. Mit einem eher niedrigen Budget von 4,2 Millionen US-Dollar (das die Studio-Bedenkenträger wenige Tage vor Drehbeginn um eine Million gekürzt hatten) spielte der Film enorme 127 Millionen in den USA ein und stürmte auf Platz 2 der Kinocharts. Nur das Phänomen „Star Wars“ machte 1977 noch mehr Kasse. Und auch in diversen weiteren Ländern erlangte „Smokey and the Bandit“ sofort Kultstatus, auch in Deutschland, wo der Film am 10. Februar 1978 unter dem Titel „Ein ausgekochtes Schlitzohr“ startete.
Konzipiert und realisiert wurde der Streifen von dem Stuntman Hal Needham, der jahrelang vergeblich versuchte, ein Studio von seiner Idee zu überzeugen, bis Universal schließlich anbiss (wenn auch etwas halbherzig). Den Ausschlag gab dabei, dass Needham mit dem Star Burt Reynolds befreundet war und ihn für die Hauptrolle gewinnen konnte. Mit viel Enthusiasmus und Spielfreude machten sie sich ans Werk.
Im Film geht die Lenkrad-Legende Bo „Bandit“ Darvell (Reynolds) in Atlanta im US-Bundesstaat Georgia die riskante Wette ein, per Truck 400 Kisten Coors-Bier vom texanischen Texarkana über die Grenze nach Atlanta zu schmuggeln (damals illegal, weil Coors nicht für den Verkauf in Georgia lizensiert war). Nur 28 Stunden hat er für die Fahrt hin und zurück Zeit. Zwei Millionäre haben sich die Aufgabe ausgedacht, und wenn Bandit Erfolg hat, wollen sie ihn mit 80.000 Dollar belohnen. Warum? Weil sie „schrecklich durstig sind“ und das Ganze amüsant finden. Bandit schlägt ein, „weil der große Manitu es so will. Und dann noch fürs Geld und für die Ehre. Und weil die Kühe so schön fliegen. Aber hauptsächlich fürs Geld… 80.000 Dollalalalar!“.
Zum Fahren des Lkw rekrutiert er seinen Trucker-Kumpel Cledus „Snowman“ Snow (Jerry Reed), der seinen schlapporigen Basset-Hund als Beifahrer mitbringt. Bandit selbst fährt mit einem TransAm-Sportwagen voraus, um lästige Ordnungshüter vom Truck abzulenken und quasi den Weg freizumachen. Unterwegs trifft Bandit auf die quirlige Carrie (Sally Field, damals die Lebensgefährtin von Reynolds), die von dem cholerischen und dauerfluchenden Sheriff Buford T. „Smokey Bear“ Justice (Jackie Gleason) gejagt wird, weil sie just die Hochzeit mit dessen tumben Sohn (Mike Henry) hat platzen lassen.
Mit rasanten Fahrszenen und spektakulären Stunts knüpfte „Ein ausgekochtes Schlitzohr“ an moderne Klassiker für Auto-Enthusiasten an. Zuvor hatten etwa die Polizei-Thriller „Bullitt“ (1968), „Brennpunkt Brooklyn“ („The French Connection“, 1971) und der Raser-Actionfilm „Die Blechpiraten“ („Gone in 60 Seconds“, 1974) Maßstäbe in Sachen Verfolgungsjagden gesetzt.
Bei Needham, Reynolds und Co. gab es nun aber obendrein viel zu lachen und dazu Ohrwurm-Songs wie „East Bound and Down“, die Snowman-Darsteller Reed, im Hauptberuf Countrysänger, beisteuerte.
Das war im Original schon eine unwiderstehliche Mischung, funktionierte aber auch hierzulande bestens, was nicht zuletzt an der legendären deutschen Synchronversion lag, die (wie damals häufig) auf viele Gags noch einen draufsetzte und Dialoge originell mit einigem Nonsense-Humor aufpeppte. Aus Buford T. Justices Sohn „Junior“ wurde dabei „Purzel“, und Snowmans Hund Fred hörte im Deutschen auf den Namen Gottfried.
Der große Erfolg zog unweigerlich Fortsetzungen nach sich. 1980 folgte „Das ausgekochte Schlitzohr ist wieder auf Achse“ („Smokey and the Bandit II“), der ebenfalls ein Kassenschlager wurde, auch wenn er nicht ganz den Charme und die Originalität des Erstlings erreichte. Ein weiteres Sequel, bei dem Reynolds nur noch einen Gastauftritt absolvierte, geriet 1983 zum Flop.
Als den wahren Nachfolger von „Ein ausgekochtes Schlitzohr“ sehen viele daher „Auf dem Highway ist die Hölle los“ („The Cannonball Run“) von 1981 an. Regisseur Needham schickte hier Burt Reynolds als Rennfahrer JJ McClure auf ein wildes (und natürlich wieder illegales) Coast-to-Coast-Rennen, an dem diverse Teams teilnahmen – gespielt von einem All-Star-Cast, darunter Roger Moore in einer Parodie auf sich selbst und seine Bond-Rolle, die Ratpack-Legenden Dean Martin und Sammy Davis Jr.; Dom DeLuise, Jackie Chan und Farrah Fawcett. 1983 legten Needham und Reynolds auch bei dieser Actionkomödie mit einer Fortsetzung nach, die ebenfalls erfolgreich wurde.
Auch wenn es heute noch immer regelmäßig spektakuläre Verfolgungsjagden im Kino zu bestaunen gibt, greifen Kenner lieber auf die jahrzehntealten Klassiker zurück. Denn dort waren die Stunts noch echt und „handgemacht“, anstatt vom Computer animiert zu sein. Und dazu gab es Kalauer, die heute niemand mehr bringen würde. Etwa diesen:
„Du hast ein tolles Profil! Weißt du das?“
„Ja, das sagen sie alle, ganz besonders von der Seite.“
Für WELTGeschichte blickt Martin Klemrath neben klassischen historischen Themen auch regelmäßig auf popkulturelle Phänomene vergangener Jahrzehnte zurück. Darunter ein weiterer schnurrbarttragender Sportwagenfahrer: Thomas Magnum.
Source: welt.de