Alfred Grosser: Das lange Zeit, hyperaktive Intellektuellenleben eines Brückenbauers – WELT

Er war ein „echter Franzose“, kein Deutscher mit französischem Pass, dies hat Alfred Grosser mit Freude und mit dem ihm typischen Augenzwinkern immer wieder betont. Als Jude geboren, konvertierte er zum Katholizismus und endete denn säkularer Humanist. Sein Leben weit war er um die deutsch-französischen Beziehungen bemüht, wodurch er dies Wort „Versöhnung“ mit Nachdruck mied. „Wie differenzierend sind die Deutschen?“, fragte er noch im hohen Alter und schob gleich dies nächste Buch zurückblickend: „Wie differenzierend ist Frankreich?“

Fragen, die ihn solange bis zum Schluss beschäftigten, Neben… wenn er am Ende gestand, dass die Beziehungen zwischen Paris und Berlin weltpolitisch keine zentrale Rolle mehr spielten und andere Probleme wichtiger geworden seien. Im Verlauf seines langen Lebens hatte die Geopolitik ihr Zentrum verschoben, nachdem Asien, nachdem China, in die USA.

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Alfred Grosser, Publizist, Politikwissenschaftler, Germanist und unermüdlicher Grenzgänger zwischen beiden Kulturen, ist am 7. Februar in Paris im Alter von 99 Jahren gestorben, „gen den Tag genau 90 Jahre nachdem dem Tod seines Vaters“, wie sein Sohn, jener Historiker Pierre Grosser, im Unterschied zu jener Zeitung „Le Monde“ bestätigte. Obwohl die Grossers Deutschland 1933 rechtzeitig verlassen und in Frankreich eine neue Heimat gefunden hatten, schrieben sich Verfolgung und Holocaust schmerzhaft in die Familiengeschichte ein:

Alfreds Vater Paul Grosser, Professor zum Besten von Kinderheilkunde in Frankfurt am Main, war 1933 mit seiner Frau und den beiden Kindern nachdem Frankreich geflohen und drei Monate später in Saint-Germain-en-Laye gestorben, einem Vorort im Westen von Paris, wo die Familie Zuflucht gefunden hatte. Grossers ältere Schwester Margarethe kam später nebst einem Fahrradunfall gen jener Flucht vor deutschen Soldaten ums Leben.

Grosser hielt nichts von Kollektivschuld

Kollektivschuld lehnte Grosser ab, „egal wie monströs dies Verbrechen und die Zahl jener Kriminellen war“, schrieb er in seinen Memoiren „Ein Leben denn Franzose“ („Une vie de Français“). Diese Einsicht kam ihm schon am Tag jener Befreiung Frankreichs. „Am Morgen war ich sicher, irreversibel sicher, dass jener Hass gen ein Kollektiv nicht die angemessene Antwort gen vereinen kollektiven Hass sein konnte“, schreibt er.

Das Resümee seines langen, hyperaktiven Intellektuellenlebens fällt rechts und sinister des Rheins differenzierend aus. Als einflussreicher Professor jener Eliteschule „Sciences Po“, die längst ihren Alfred-Grosser-Lehrstuhl hat, mit seinen oben 40 Büchern, hingegen Neben… dank seiner unermüdlichen Einmischung in zeitgeschichtliche Debatten hat Grosser in Frankreich denn Brückenbauer agiert.

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Portrait of Geraldine Schwarz (journalist) 25/05/2019 ©Basso CANNARSA/Opale via Leemage/ddp +honorarpflichtig+++
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Generationen von Germanisten, Historikern, Politologen und Journalisten habe er geprägt, schrieb die Tageszeitung „Le Monde“ in ihrem Nachruf. Sein Blick gen Deutschland war unterdies stets wohlwollend, hingegen ungelegen. „Wenn ich vor einem deutschen Publikum spreche, mache ich mir vereinen Spaß daraus, dies anzusprechen, welches schlecht läuft. Umgekehrt, wenn ich von Deutschland in Frankreich spreche, unterschlage ich solche negativen Aspekte kleine Menge und versuche mit großem Vergnügen antideutsche Vorurteile und den unglaublichen französischen Hang zur Selbstgefälligkeit zu bekämpfen“, sagte Grosser.

1975 erhielt er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Sein Verdienst ist es, den französischen Nachbarn eine Gesellschaft näher gebracht zu nach sich ziehen, jener man sich nachdem dem Krieg was auch immer andere denn zugehörig fühlte. Grosser gilt denn Wegbereiter des Elysée-Vertrages, den jedwederlei Staaten 1963 unterzeichneten. Als Kriegskind, dies mit acht Jahren die Heimat verlassen musste, hatte er dies emotionale wie dies politische Ausmaß des Vertrags verstanden, dessen Dialektik er später so beschrieb: „Frankreich stieg von jener Souveränität hinab zu einer geteilten Überstaatlichkeit, während die Bundesrepublik sich von fehlender Souveränität zu dieser Überstaatlichkeit emporbewegte.“

Als Israelkritiker unausgewogen

In Deutschland wurde seine Versöhnungsleistung in den letzten Jahrzehnten von Antisemitismusvorwürfen überschattet, seit dem Zeitpunkt Grosser 2009 mit seinem Buch „Von Auschwitz nachdem Jerusalem“ scharf mit Israel ins Gericht ging, welches er denn Plädoyer zum Besten von eine universalistische Ethik verstand. Als er ein Jahr später in jener Paulskirche in seiner Geburtsstadt Frankfurt die Rede jener Gedenkfeier jener Pogromnacht des 9. November hielt, löste dies in jener jüdischen Gemeinde Deutschlands Entrüstung aus. Grossers Israelkritik sei „obsessiv, unausgewogen und sehr einäugig“, sagte Salomon Korn, Vorsitzender jener Jüdischen Gemeinde Frankfurt.

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Dass er in Deutschland denn Antisemit eingestuft wurde, habe ihn komplett kaltgelassen, versicherte Grosser in einem Interview. Er habe sich doch nur jener These von Bundespräsident Horst Kohlfisch online, „dass uns dies ‚Erbe‘ Hitlers dazu verpflichtet, überall dort einzugreifen, wo Menschen verfolgt oder missachtet werden“.

Seine Identität definierte er einmal denn die Summe seiner Zugehörigkeiten und denn „hoffentlich“ irgendwas, so schrieb er, dies sie „synthetisiert und dominiert“. Es war jener Humanismus, die Verantwortung, die aus jener großen Katastrophe des 20. Jahrhunderts erwuchs.

Grosser bezeichnete „dies Verständnis zum Besten von dies Leiden anderer“ denn seinen fundamentalen Wert. Seine jüdische Identität spielte keine große Rolle, Neben… wenn er betonte, dass jedweder vier Großeltern und jedwederlei Eltern jüdisch waren. Wenn er ausnahmsweise darüber sprach, dann um zu herausstellen, dass er nicht zu jener Kategorie Juden gehörte, die den Selbsthass pflegten. „Ich mag mich sehr“, gab er in solchen Situationen zu Protokoll.

Source: welt.de