Alexej Nawalny: Bringt mir ein Känguru

Bei den Salzburger Festspielen ist aus den Briefen und Gerichtsreden Alexej Nawalnys gelesen worden, es war eine kleine Veranstaltung, aber man kann von einer Offenbarung sprechen. Vielleicht wird man diese Texte einst zu den wesentlichen literarisch-humoristischen Zeugnissen der Putin-Zeit zählen.

Es sind Schriften aus der Gefangenschaft. Wir erinnern uns: Nachdem Nawalny einen Giftanschlag knapp überlebt hatte und in Berlin in der Charité behandelt worden war, kehrte er, der charismatischste Gegner des Präsidenten, nach Russland zurück und wurde sofort verhaftet. Immer neue Vergehen legte man ihm zur Last, absurde Strafen wurden ihm, als befänden sich die Richter in einer Überbietungsschlacht, auferlegt; in Isolationshaft saß er, weil er ein Hemd nicht korrekt zugeknöpft hatte. Aber es wirkt so, als hätte Nawalny unter diesem Terror seinen Geist in einem Maß geschärft, das an Jonathan Swift erinnert.