Das Bauhaus ist eine der weltweit bedeutendsten Kunst- und Architekturschulen. Die AfD in Sachsen-Anhalt sieht das offenbar anders und warnt vor einer „Glorifizierung“. Die Kritik fällt entsprechend heftig aus
Ikonisch: das Bauhaus in Dessau
Foto: Sebastian Willnow/dpa
Die AfD-Landtagsfraktion Sachsen-Anhalts sieht das Bauhaus als „Irrweg der Moderne“. Die Geschichte um das Bauhaus sei insgesamt zu wenig kritisch aufgearbeitet, sagte Fraktionsvize Hans-Thomas Tillschneider der dpa. Ein entsprechender Antrag solle am Freitag beraten werden.
Kulturstaatsministerin Claudia Roth äußerte sich empört. „Damit zeigt die AfD, welchen Geistes Kind sie ist“, sagte Claudia Roth, Kultur-Beauftragte der Bundesregierung, der Süddeutschen Zeitung. „Dass jetzt die AfD mit erschreckend ähnlichen Argumenten und Formulierungen wie einst die NSDAP versucht, gegen das Erbe des Bauhaus‘ heute vorzugehen, ist in höchstem Maße alarmierend und absolut inakzeptabel“.
Bauhaus ist Meilenstein der Kultur und der Baugeschichte
„Hier zeigt die AfD die Fratze des Nationalsozialismus“, hatte FDP-Fraktionschef Andreas Silbersack dazu gesagt. Als „Irrweg der Moderne“ habe man das Bauhaus 1933 wahrgenommen. 100 Jahre Bauhaus seien ein Meilenstein der Kultur und der Baugeschichte, so Silbersack. Eine Diskreditierung werde man nicht zulassen.
Roth sieht in dem Angriff ein weiteres Beispiel dafür, wie die AfD, die in Sachsen-Anhalt vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft, versuche, die kulturelle Debatte zu bestimmen: „Die Stiftung Bauhaus Dessau leistet hervorragende Arbeit – und das Vorgehen der AfD zeigt, wie wichtig ihre Arbeit ist. Leider ist diese Art und Weise des Umgangs mit unserer Geschichte und ein solches Vorgehen gegen die Freiheit von Kulturinstitutionen in unserem Land kein Einzelfall, sondern Programm bei der AfD.“
Bauhaus 1933 von den Nazis geschlossen
Das Bauhaus mit den Standorten Berlin, Dessau und Weimar gilt als wichtige Schule für Kunst, Design und Architektur im 20. Jahrhundert. Gegründet 1919 in Weimar, zog es aufgrund der politischen Verhältnisse 1925 nach Dessau um. Hier erlebte die Kunst- und Architekturschule für wenige Jahre ihre Blütezeit. 1932 wechselte das Bauhaus von Dessau nach Berlin. Dort wurde es 1933 von den Nazis geschlossen.
AfD-Fraktionsvize Tillschneider weist Bezüge zwischen dem aktuellen Antrag und der Zeit des Nationalsozialismus zurück. Diese Kritik sei der Versuch, einer echten Auseinandersetzung aus dem Weg zu gehen. Es gehe der AfD nicht darum, Gelder zu kürzen, man wolle die Stiftung erhalten. Die „Ideologie um das Bauhaus herum“ aber wolle man kritisch beleuchten.
„Globaler ‚Einheitsbrei’“
Im AfD-Antrag heißt es, eine „einseitige Glorifizierung des Bauhaus-Erbes“ zum Jubiläum solle verhindert werden. „Die internationale Verbreitung des Bauhaus-Stils führte zu einer Art globalem ‚Einheitsbrei’“, so die These der AfD. Es ist die Rede von „historischen Bausünden“ und einer Standardisierung von Architektur und Design, die der kulturellen Vielfalt abträglich sei.
Die Stiftung Bauhaus Dessau teilte mit, man thematisiere die Aufbrüche, aber auch die Verwerfungen, die mit den Materialinnovationen zu Beginn der 1920er Jahre verbunden gewesen seien. Zum Jubiläum werde es eine konstruktiv-kritische Auseinandersetzung geben, so Direktorin Barbara Steiner.
Die Bauhaus-Gebäude in Dessau ziehen jährlich weit mehr als 100.000 Menschen aus aller Welt an. Als Teil des Unesco-Weltkulturerbes werde diesen Bauten ein hoher Wert zugesprochen, verbunden mit der Verantwortung und Verpflichtung, sie zu erhalten, so Steiner.