Revolutionen haben es an sich, dass die Ereignisse sich
überschlagen. Zugleich ist jede Entscheidung eine Weichenstellung. Nur einen
Tag, nachdem das Regime von Machthaber Baschar al-Assad gestürzt war, bekam Syrien
einen neuen Premierminister: Er heißt Mohammed al-Baschir und war zuvor eine
Art Regierungschef in den Gebieten, die von der Islamisten-Miliz Hajat Tahrir al-Scham (HTS) kontrolliert werden. Der Ingenieur gilt als pragmatisch, nicht
auffallend intelligent, dafür moderat.
Seine Berufung erfolgte offenbar in Absprache zwischen dem
HTS-Chef Abu Mohammed al-Dschaulani, dem starken Mann im Hintergrund, und dem
scheidenden Premier Al-Dschalali, dem letzten Mann des Regimes. Sie ist doppelt
zweifelhaft: Zum einen wird Syrien jetzt nominell von einem Mann geführt, der
Mitglied einer gelisteten Terrororganisation ist. Zum zweiten fiel die
Entscheidung ohne Einbindung der organisierten Opposition, der „Nationalen
Koalition der syrischen revolutionären und oppositionellen Kräfte“.