Wolf Schneider ist tot: Journalistenausbilder und Sprachkritiker mit 97 Jahren gestorben

Wolf Schneider: die Rechtschreibreform als »Beschäftigungstherapie für unterbeschäftigte Germanisten«


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Müller-Stauffenberg / IMAGO


Bekannt wurde er als »deutscher Sprachpapst«; die deutsche Rechtschreibreform, so sagte er in einem Interview mit der »Tagesschau« , sei »so überflüssig wie ein bayrischer Kropf«. Nun ist der Journalist und Sprachkritiker Wolf Schneider im Alter von 97 Jahren in Starnberg bei München gestorben. Das berichtete zunächst die »Süddeutsche Zeitung«  unter Berufung auf die Familie. Diese hat den Tod nun auch gegenüber dem SPIEGEL bestätigt.

Wolf Schneider, geboren 1925 in Erfurt und aufgewachsen in Berlin, arbeitete ab 1947 zunächst für die Münchner Zeitung »Neue Presse«. Später war er Korrespondent der Nachrichtenagentur AP, arbeitete für die »Süddeutsche Zeitung«. Wolf Schneider war Verlagsleiter des »Stern«, Chefredakteur der »Welt«. Neun Jahre moderierte er die »NDR Talk Show«.

Zur Gendersprache: »Wichtigtuerei«

Schneider schrieb in mehr als 20 Sachbüchern über die deutsche Sprache und stilistische Fragen. Als Leiter der Henri-Nannen-Schule galt er als gefragte Stimme zu aktuellen Sprachtrends, dabei äußerte er sich mehrfach kritisch: So wetterte er gegen Gendersprache in einem Interview mit der »Bild«-Zeitung  als »Wichtigtuerei von Leuten, die von Sprache keine Ahnung haben«.


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Die Rechtschreibreform sah er als »Beschäftigungstherapie für unterbeschäftigte Germanisten«. In einem Beitrag für den SPIEGEL kritisierte er den Wertverlust von Informationen im Zeitalter der Digitalisierung.

Für seine Arbeit als Sprachkritiker und Journalist wurde Schneider mehrfach ausgezeichnet, so mit dem Henri-Nannen-Preis für sein publizistisches Lebenswerk sowie dem Medienpreis für Sprachkultur der Gesellschaft für deutsche Sprache.


isb/nck