Vermögensaufbau: Wie wir reich wurden

„Ich habe die richtige Aktie gekauft“
Selbständige Steuerberaterin, 63 Jahre, Vermögen rund 1,2 Millionen Euro
Ich hatte viel Glück. Ein Freund von mir war Anfang der 2000er Jahre Apple-Fan, er hatte auch mich schnell vom neuen iPod begeistert. Ich war so überzeugt von dem System, dass ich begann, in Apple-Aktien zu investieren, und das über viele Jahre hinweg so fortführte. Das hat sich gelohnt: Der Aktienkurs ist stark gestiegen, denn im Jahr 2007 kam das erste iPhone auf den Markt, innerhalb von zehn Jahren war das ein Plus von etwa 11.000 Prozent. Ich habe also die richtige Aktie zum richtigen Zeitpunkt gewählt. Im Jahr 2014 konnte ich das angesparte Geld als Eigenkapital für einen Hauskauf nutzen, circa 100.000 Euro waren das.
Mir ist natürlich bewusst, dass ich schon von Berufs wegen gut verdient habe und es mir so überhaupt erst leisten konnte, monatlich Geld zur Seite zu legen. Ich war damals – wie auch heute – als selbständige Steuerberaterin tätig. Ich habe mir monatlich ungefähr 5000 Euro ausgezahlt, damit meine Ausgaben gedeckt sind, einen Teil in Lebensversicherungen als Altersvorsorge investiert und mit dem Geld, das am Monatsende übrig blieb, Apple-Aktien gekauft. Das war manchmal mehr, manchmal weniger Geld. Denn nebenbei musste ich auch noch die Kanzlei abbezahlen, die ich im Jahr 2000 zusammen mit einem Kollegen gekauft hatte. Im Jahr 2005 haben mein Kollege und ich außerdem zusammen zwei Eigentumswohnungen erworben, gänzlich finanziert durch einen Kredit. Wir haben die Wohnungen vermietet, mit den Einnahmen die monatliche Kreditrate bezahlt, etwa 500 Euro mussten wir monatlich selbst zuschießen.
Mit meinen Immobilien und meinem Depot komme ich nun auf ein Vermögen von 1,2 Millionen Euro, womit ich meine Rente finanziere. Rückblickend kann man sicher sagen, dass ich bereit war, stark ins Risiko zu gehen. Und ich habe für mich den richtigen Berufsweg gewählt. Ich wollte Karriere machen, hatte die Unternehmermentalität von Anfang an in mir. Ich habe mein Leben der Kanzlei gewidmet. Geheiratet habe ich nie, auch keine Kinder bekommen. Es heißt immer, Frauen können beides haben, Kinder und Karriere. Ich kann nur für mich sagen, dass ich das zeitlich nicht geschafft hätte.
Was ich gelernt habe: Wenn man einen Job mit Herzblut macht und merkt, dass man darin gut ist, sollte man auch Risiken eingehen. Gerade wer Anfang 30 ist, kann Fehler durch harte Arbeit immer noch korrigieren. Mit 63 Jahren bewerte ich Risiken natürlich anders. Aber das ist auch gut so.
„Wir haben viel gearbeitet und früh gespart“
Psychologe im Ruhestand, 69 Jahre, Vermögen rund 2 Millionen Euro
Meine Ehefrau und ich haben zwei Millionen Euro an Vermögen, und ich kann sagen: Man muss nicht wild mit Aktien spekulieren, um das zu schaffen, und auch nicht Firmengründer oder Dax-Manager sein. Wir besitzen fünf Immobilien im Wert von 1,2 Millionen Euro, 750.000 Euro liegen in Tages- und Festgeld, und nur 50.000 haben wir erst vor wenigen Jahren in einen Aktien-ETF gesteckt. Wie wir das geschafft haben? Wir haben früh zu sparen begonnen, viel gearbeitet in gut bezahlten Jobs und geringe Ausgaben gehabt, ohne ein armseliges Leben leben zu müssen. Wir sind auch in Urlaub gefahren, aber dann eben mit Wohnwagen statt im Fünfsternehotel. Es blieb immer viel zum Sparen übrig. Und wir haben manchmal Glück gehabt, das gehört wohl auch dazu.
Im Psychologie-Studium ging es los. Den Studienplatz hatte ich eingeklagt, die Uni hatte bezogen auf ihre Professorenzahl zu wenig Studienplätze angeboten. Mit Taxifahrten nachts, im Karneval oder während der Hannover-Messe habe ich einiges verdient, die Hälfte der Einnahmen durfte ich behalten, wovon ich mir zur Regel machte, die Hälfte zurückzulegen. Während meines ersten Jobs als stellvertretender Leiter eines Kinderheims wohnte ich in einem Dorf in einem Haus für nur 160 Euro Miete. Es war betagt, aber ich habe ein bisschen renoviert, dann ging das. Mein erstes Auto kaufte ich für 50 Euro, es hatte noch ein Jahr Rest-TÜV, dann kaufte ich das nächste für 150 Euro. Ich gründete später ein Kinderheim. Ich habe in dem Gebäude auch gewohnt, zahlte nur eine Wohn- und Essenspauschale von 150 Euro. Da blieb natürlich viel Geld übrig.
Mit eigenen Kindern hat es leider nicht geklappt, mit der Adoption auch nicht, also habe ich mit meiner Partnerin drei Pflegekinder aufgenommen. Da bekommt man ein hohes Pflegegeld, weil man oft auch mehr Aufwand hat, wenn die Kinder aus schwierigen Verhältnissen stammen. Es blieb auch da etwas übrig. Wir kauften 1993 das erste Haus, die Schwiegereltern gaben ein Viertel dazu. Aus dem Ersparten und ein bisschen Kredit kauften wir weitere Wohnungen.
Ich konnte als Psychologe eine Praxis ohne Lizenz aufmachen, meine Frau bekam sie für ihre Arztpraxis vom Vorgänger geschenkt. Beide Zulassungen konnten wir vor einigen Jahren zu Beginn des Ruhestands für 170.000 Euro verkaufen. Wir haben das Geld in eine weitere Immobilie investiert. Gut war auch, dass ich nicht in die private Krankenversicherung gewechselt bin wie meine Kollegen. Denn jetzt zahle ich für meine gesetzliche Kasse nur knapp 100 Euro im Monat, weil ich auch nur eine geringe gesetzliche Rente beziehe. Ich war ja die meiste Zeit Freiberufler. Und so bin ich nun Millionär.
„Ich habe mit Anfang 40 eine Wohnung gekauft“
Teamleiterin im Ruhestand, 72 Jahre, Vermögen rund 1,2 Millionen Euro
Niemals wollte ich mich in eine finanzielle Abhängigkeit begeben. Darin wurde ich von klein auf geprägt. Meine Eltern gehörten zur Kriegsgeneration, sich etwas aufzubauen, war ein großes Thema. Meinem Vater, einem Beamten, waren Noten sehr wichtig, ich stand unter hohem Leistungsdruck, das war nicht einfach. Gleichzeitig verdanke ich ihm ein unzerstörbares Selbstvertrauen. Meine Mutter war Hausfrau, und ich habe gesehen, wie unglücklich sie war. Daher wollte ich dieses Lebensmodell für mich vermeiden.
Die beste finanzielle Entscheidung war wohl, mir mit Anfang 40 eine 60-Quadratmeter-Wohnung in sehr guter Lage in Frankfurt zu kaufen. Ich habe in den 1990ern meinen Job in Berlin verloren, ich arbeitete damals in der Senatsverwaltung. Ich beschloss daher umzuziehen und habe in Frankfurt einen Job bei einer staatlichen Organisation gefunden, wo ich bis zu meiner Rente gearbeitet habe. Frankfurt war zu dieser Zeit viel teurer als Berlin. 320.000 D-Mark hat die Wohnung gekostet, 100.000 habe ich über einen Kredit finanziert, 220.000 hatte ich selbst angespart. Wie ich das geschafft habe, kann ich heute, so viele Jahre später, leider nicht mehr ganz genau aufschlüsseln. Ich habe aber immer fleißig Geld zur Seite gelegt und dieses teils auch an der Börse angelegt. Ich hatte beispielsweise einen Chinafonds, den ich mit einem Plus von 100 Prozent verkaufen konnte – und damals wurden die Gewinne noch nicht versteuert.
In dieser Wohnung lebe ich heute noch. Ich habe also seit dem Kauf nie wieder Miete gezahlt und muss nur die Nebenkosten aufbringen, aktuell sind das etwas mehr als 200 Euro. Auch den Baukredit hatte ich relativ rasch abbezahlt. Von meinem Gehalt konnte ich immer viel zur Seite legen. Zum Schluss habe ich als Teamleiterin 6000 Euro brutto verdient. Aus Luxus und Mode habe ich mir nie viel gemacht, ein Auto besitze ich nicht. So bin ich auf mein Vermögen von etwa 1,2 Millionen Euro gekommen, Depot und Wohnung zusammengerechnet.
Irgendwann werde ich in ein Seniorenwohnheim umziehen und dieses mit dem Verkauf der Wohnung finanzieren. Das restliche Erbe soll vor allem an meine Freunde verteilt werden. Geheiratet und Kinder bekommen habe ich nie. Das Leben hat mich aber gelehrt, wie wichtig es ist, gute Freunde um sich zu haben.
„Ohne Disziplin geht es nicht“
Pensionierte Lehrerin, 75 Jahre, Vermögen rund 1,1 Millionen Euro
Meine Mutter hat mich zur Sparsamkeit erzogen. Wir Kinder sind ohne Vater aufgewachsen, darum war das auch bitter nötig. Als ich später meinen Mann kennengelernt habe, haben wir es genauso gehalten. Wir waren beide als Lehrer tätig und konnten immer einen gewissen Betrag zur Seite legen, mit dem wir uns den Kauf einer Wohnung finanziert haben. Wir haben uns manches geleistet, aber es nie übertrieben. Das sage ich heute auch immer meinem Sohn: Ohne eine gewisse Disziplin geht es nicht. Natürlich waren wir auch mal im Urlaub, aber nicht viermal im Jahr, und wir haben uns auch nie einen Porsche gekauft. Es geht nicht darum, nur von Wasser und Brot zu leben, aber man sollte sich auch nicht von dem verführen lassen, was andere einem vorleben. Da kann der Blick ins Internet manchmal gefährlich sein, das gab es ja so zu unserer Zeit nicht.
Als wir die Wohnung abbezahlt hatten, haben wir einfach weitergespart. Wir wussten nur nicht, wie wir unser Geld anlegen sollten, wir hatten ja keine Erfahrung damit. Damals, es muss so um das Jahr 2007 gewesen sein, fiel mir ein Heft der Quirin-Bank in die Hände, in dem stand: Bei der Geldanlage kommt es vor allem auf niedrige Kosten an. Das hat mir sofort eingeleuchtet, auch wenn man uns bei der Sparkasse etwas anderes erzählen wollte. Leider haben sie mich damals zu einem teuren Mischfonds überredet. Ich habe aber auch darauf bestanden, einen günstigeren Fonds namens „Arero“ zu kaufen, der vor allem in Aktien, aber auch in Anleihen und Rohstoffe investiert. Der Fonds hat zwar in der Finanzkrise 2008 stark verloren, sich danach aber wieder prächtig erholt. Den Fonds habe ich später verkauft.
Kurz danach habe ich dann ETF kennengelernt und mich schnell für einen Indexfonds „FTSE All World“ entschieden. Das ist ein Börsenindex, der die Entwicklung der Aktienmärkte weltweit abbildet inklusive der Schwellenländer. Noch heute investiere ich jeden Monat 600 Euro in den ETF, ganz egal, was sonst so los ist. Unser Portfolio hat jetzt einen Gesamtwert von 550.000 Euro. Außerdem sind wir vor einigen Jahren noch einmal umgezogen, wir hatten 150.000 Euro geerbt – und konnten uns damit den Traum vom eigenen Haus mit Garten erfüllen. Das ging allerdings nur, weil wir unsere Wohnung verkauft haben, neue Schulden wollten wir nicht machen. Das Haus ist heute etwa 400.000 Euro wert. Außerdem haben wir noch 110.000 Euro an Festgeldern und eine eiserne Reserve von 20.000 Euro auf dem Girokonto.
Einen wichtigen Rat an junge Mütter mit Kindern habe ich noch: Wenn es irgendwie möglich ist, sollten sie schnell wieder arbeiten. Außer in den drei Jahren nach der Geburt meines Sohnes habe ich nie ausgesetzt.
Source: faz.net