„Held Australiens“ – Der mutige Obstverkäufer vom Bondi Beach
Ein Passant hat beim Anschlag am Bondi Beach womöglich noch Schlimmeres verhindert, indem er sich auf einen Angreifer stürzte. Laut einem Medienbericht arbeitet der Helfer als Obsthändler – und wurde selbst angeschossen.
Das mutige Eingreifen eines Passanten beim Angriff auf eine Feier zum jüdischen Lichterfest Chanukka in Sydney hat womöglich vielen Menschen das Leben gerettet. Der 43-jährige Ahmed Al Ahmed überwältigte und entwaffnete einen der Angreifer, die am Sonntag am Bondi Beach mindestens 15 Menschen erschossen. Auf in sozialen Medien verbreiteten Videos ist zu sehen, wie er einen der Schützen von hinten zu Boden stößt und ihm das Gewehr entreißt. Die Nachrichtenagentur Reuters konnte die Echtheit des Videos bestätigen.
Politiker würdigten die außergewöhnliche Tapferkeit des Mannes, der sein eigenes Leben riskiert habe, um das anderer zu retten. Der Regierungschef des Bundesstaates New South Wales, Chris Minns, bezeichnete die Entwaffnung des Schützen als „die unglaublichste Szene, die ich je gesehen habe“. „Dieser Mann ist ein wahrer Held, und ich habe keinen Zweifel, dass heute Abend viele, viele Menschen dank seiner Tapferkeit noch am Leben sind“, sagte Minns.
In den sozialen Netzwerken verbreiteten sich die Aufnahmen rasch. Zahlreiche Nutzer priesen den Mut des Mannes und erklärten, seine Tat habe unzählige Leben gerettet. „Dieser australische Mann hat unzählige Leben gerettet, indem er einem der Terroristen am Bondi Beach die Waffe abnahm. HELD“, schrieb ein Nutzer.
Dem australischen Sender ABC zufolge erlitt Ahmed Al Ahmed Schusswunden in der Schulter und muss mehrfach operiert werden. Al Ahmed, der einen Obstladen besitzt, hat ABC zufolge zwei Töchter, drei und sechs Jahre alt. Eine Spendenaktion zugunsten des Mannes hat demnach innerhalb von zwölf Stunden mehr als 550.000 Dollar eingebracht. Die Schusswunden soll ihm der zweite Angreifer zugefügt haben, der von einer Brücke aus schoss.
Vater: „Ich fühle Stolz und Ehre“
„Mein Sohn ist ein Held“, sagt Vater Mohamed Fateh Al Ahmed auf Arabisch dem Sender ABC. Sein Sohn sei seit 2006 in Australien und australischer Staatsbürger. Die Eltern sagen dem Sender, sie seien erst vor einigen Monaten aus Syrien nach Sydney gekommen, wo ihr Sohn lebe. Der 43-Jährige sei bei der Polizei gewesen und bei den Zentralen Sicherheitskräften. „Er hat den Drang, Menschen zu beschützen. Als er Menschen am Boden liegen sah und überall Blut, zwangen ihn sein Gewissen und seine Seele sofort dazu, sich auf einen der Terroristen zu stürzen und ihm die Waffe zu entreißen“, sagt der Vater. „Ich fühle Stolz und Ehre – denn mein Sohn ist ein Held von Australien.“
Sein Sohn habe mit einem Freund Kaffee trinken wollen, als die beiden die bewaffneten Männer gesehen hätten, erzählt der Vater der Übersetzung des Senders zufolge.
„Er hilft Menschen, so ist er“
Die Mutter des 43-Jährigen, Malakeh Hasan Al Ahmed, sagt ABC: „Ich bin stolz, dass mein Sohn Menschen geholfen hat, er hat Leben gerettet, Seelen, Gott wird ihm nicht schaden, weil er ein Wohltäter war. Mein Sohn ist schon immer mutig gewesen, er hilft Menschen, so ist er.“ Als dem Angreifer die Munition ausgegangen sei, habe ihr Sohn ihm die Waffe abgenommen, aber er sei getroffen worden. „Wir beten, dass Gott ihn beschützt.“ Ahmed Al Ahmed hat laut ABC zwei Brüder, einer von ihnen lebt demnach in Deutschland, der andere in Russland.
Bei dem Angriff am ersten Abend des jüdischen Lichterfestes Chanukka wurden mindestens 15 Menschen getötet und fast 30 weitere verletzt, darunter zwei Polizisten. Zudem wurde ein mutmaßlicher Schütze getötet, ein weiterer befindet sich in kritischem Zustand. Die Polizei untersucht, ob ein dritter Schütze an dem Angriff beteiligt war. Zudem kam ein Bombenräumkommando wegen mehrerer mutmaßlicher improvisierter Sprengsätze zum Einsatz.
Angriffe mit vielen Todesopfern sind selten in Australien, das als eines der sichersten Länder der Welt gilt. Der Angriff vom Sonntag war der schlimmste Vorfall dieser Art im Land seit 1996, als ein Bewaffneter an einem Touristenort im südlichen Bundesstaat Tasmanien 35 Menschen tötete.
Reuters/dpa/gub
Source: welt.de