Finanzverein: Kevin Kühnert: Mit 80 Prozent für jedes die Finanzwende

Es mutet im ersten Moment seltsam an: Kevin Kühnert, bis 2024 Generalsekretär der SPD, wird Leiter des Bereichs Steuern und Verteilung der Bürgerbewegung Finanzwende aus Berlin. Der Verein hat sich der Idee verschrieben, die Finanzmärkte fairer zu machen. Das Aufsehenerregende an der Personalie ist, dass Kühnert nicht etwa an die Spitze der Organisation strebt. Deren Leitung hat ein dreiköpfiger Vorstand inne, angeführt vom ehemaligen Grünenpolitiker Gerhard Schick, der den Verein 2018 gegründet hat.

Es war Schicks Idee, Kühnert zu seiner Bewegung zu lotsen. Allerdings habe der einstige SPD-Generalsekretär ein ganz normales Bewerbungsverfahren durchlaufen müssen, betont die Organisation. Aufmerksamkeit hat ihr der neue Mitarbeiter in jedem Fall schon gebracht. Am Tag der Verkündung konnte Finanzwende 270 neue Fördermitglieder gewinnen, wie die F.A.S. erfahren hat. Die Gesamtzahl der Mitglieder, die den Verein finanziell unterstützen, liegt bei mehr als 17.000 Menschen.

In der neuen Konstellation dürfte die Erwartungshaltung der Mitglieder zunehmen. Mit Kühnert und der einstigen Kölner Oberstaatsanwältin Anne Brorhilker konnte Finanzwende zuletzt bekanntes Personal für sich begeistern. Brorhilker hatte lange die Ermittlungen zum Cum-Ex-Steuerbetrug geleitet und arbeitet seit 2024 für Finanzwende.

Es ist Schicks Verdienst, die prominenten Zugänge von seiner Organisation überzeugt zu haben. Nun allerdings müssen sie auch inhaltlich liefern. Finanzwende drängt beispielsweise auf Änderungen bei der Erbschaftsteuer zulasten von Vermögenden. Man darf gespannt sein, was der Organisation gelingen wird. Bei Kühnerts Job handelt es sich um eine 80-Prozent-Stelle. Und Gründer Schick verabschiedet sich nun zunächst bis auf Weiteres in eine lange geplante Auszeit.