US-Leitzins: Uneinigkeit in welcher Federal Reserve erschwert die Geldpolitik

Die Notenbanker der Federal Reserve haben die zweitägige Sitzung zur Geldpolitik so uneinig wie lange nicht mehr begonnen. Zudem sind die Daten, die die Entscheidung fundieren, weniger belastbar als gewöhnlich. Wichtige Regierungsstatistiken fehlen als Spätfolge des Shutdowns ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, an dem speziell präzise Arbeitsmarktdaten wichtig wären, um Leitzinssenkungen gut zu „timen“.
Peter Conti-Brown, Fed-Watcher an der Wharton School of Business, identifiziert mehrere Fraktionen in der Federal Reserve, von denen eine allerdings sehr klein ist. Der von Präsident Donald Trump jüngst entsandte Stephen Miran ist bisher noch Einzelkämpfer mit der ziemlich klaren Ambition, die Leitzinsen deutlich zu senken. Seine Haltung harmoniert aufs Engste mit der von Trump, der seit Langem mit brutaler Vehemenz Zinssenkungen einfordert und als Losung ausgegeben hat, dass die Inflation besiegt sei und Amerikas Wirtschaft blühe. Einmal schon wich Miran mit seinem Votum von dem seiner Kollegen ab, als er eine größere Zinssenkung befürwortete, als schließlich beschlossen wurde.
Wer folgt auf Fed-Präsident Powell?
Die zweite Fraktion besteht aus Christopher Waller und Michelle Bowman, die beide die widersprüchlichen Daten so interpretieren, dass das geldpolitische Ziel der maximalen Beschäftigung stärker bedroht ist als die Preisstabilität. Beide wurden von Trump nominiert, gelten aber als konventionelle Nominierungen. Speziell Waller genießt hohe Anerkennung in Notenbanker-Kreisen und gilt neben Fed-Chef Jerome Powell als die zweite starke Figur in einem Gremium mit ansonsten auffällig blassen Persönlichkeiten. Er steht auf der berüchtigten Liste des Finanzministers Scott Bessent für die Nachfolge Powells.
Seine Aussichten haben sich aber zuletzt zuungunsten des politisch geschmeidigeren Trump-Beraters Kevin Hassett verschlechtert, wenn man den Wettmärkten Polymarket und Kalshi Prognosekraft zubilligt. Weitere Notenbanker neigen offenbar dazu, den Leitzins stabil zu halten, während Powell und die, die immer mit ihm stimmen, einer leichten Leitzinssenkung zuneigen, aber keiner größeren und schon gar keiner riesigen, die Miran befürwortet.
Powell pocht stets darauf, dass Daten die Entscheidungen leiten. Die Inflationszahlen zeigen aber, dass sie zwar deutlich niedriger ausfallen als 2024, aber mit 3 Prozent immer noch hartnäckig oberhalb des Inflationsziels von 2 Prozent verharren. Mit den ab nächstem Jahr greifenden Steuersenkungen könnte die Wirtschaft einen inflationären Schub bekommen, der auch ein Stillhalten legitimieren würde. Der Arbeitsmarkt kühlt sich dagegen deutlich ab, wenn auch auf immer noch hohem Niveau, mit einer Arbeitslosenquote von 4,4 Prozent.
Source: faz.net