Kämpfe an dieser Grenze: Kambodscha nachdem Eskalation parat zu Friedensgesprächen mit Thailand

Kambodscha hat sich im eskalierenden Konflikt mit Thailand zu bilateralen Gesprächen bereiterklärt, um die Kämpfe an der Grenze zu beenden. „Nehmen wir an, in einer Stunde einigen sich beide Seiten darauf, sich an den Verhandlungstisch zu setzen und dann mit der Kommunikation zu beginnen“, sagte Suos Yara, leitender Berater des kambodschanischen Premierministers Hun Manet, in einem Videointerview mit der Nachrichtenagentur Reuters. „Das wäre eine sehr gute Idee.“

Nur rund sechs Wochen nach Unterzeichnung eines Waffenruheabkommens
zwischen Thailand und Kambodscha war die Gewalt an der gemeinsamen
Grenze eskaliert. Vielerorts entlang der 800 Kilometer langen
Grenze der südostasiatischen Länder tobten heftige Gefechte.
Zehntausende Bewohner des Grenzgebiets beider Seiten mussten in
Schutzunterkünfte oder sicherere Landesteile flüchten. 

Die Vereinigten Staaten zeigten sich besorgt über die anhaltenden Kämpfe
und Opfer entlang der Grenze, teilte das US-Außenministerium mit. „Wir
fordern nachdrücklich die sofortige Einstellung der Feindseligkeiten,
den Schutz der Zivilbevölkerung und die Rückkehr beider Seiten zu den in
den Friedensabkommen von Kuala Lumpur vom 26. Oktober festgelegten
Deeskalationsmaßnahmen“, sagte Außenminister Marco Rubio in einer
Stellungnahme. 

Thailand attackiert Kambodscha aus der Luft

Beide Länder gingen mit Soldaten am Boden und
teils unter Einsatz schwerer Geschütze gegeneinander vor. Die
thailändische Luftwaffe flog nach Angaben einheimischer Medien weitere
Angriffe auf mutmaßliche kambodschanische Armeestellungen. Ziel sei, das
Militär des Nachbarstaats langfristig zu dezimieren, zitierte die
Zeitung Bangkok Post den Generalstabschef des Militärs, Chaiyaphreuk
Duangpraphat. Damit solle die Sicherheit der künftigen Generationen in
Thailand gewährleistet werden. 

Kambodschas Senatspräsident Hun Sen sagte,
man habe zunächst Zurückhaltung gewahrt, um den am 26. Oktober
vereinbarten Waffenstillstand zu respektieren. Doch inzwischen werde
gekämpft, um sich zu verteidigen, und zwar mit „Schützengräben und
Waffen aller Art“.

Ungleicher Kampf laut Sicherheitsexperte

Das thailändische Nachrichtenportal Khaosod berichtete auf der Plattform X unter Berufung auf das Militär von
heftigen kambodschanischen Angriffen auf thailändisches Hoheitsgebiet,
unter anderem mit Mörsern und Artillerie. Der Bangkok Post zufolge
wurde auch die thailändische Marine eingesetzt, um in der Provinz Trat
kambodschanische Soldaten aus dem von ihnen besetzten Grenzgebiet zu
verdrängen. Weder die Angaben aus Kambodscha noch aus Thailand ließen sich zunächst unabhängig überprüfen. 

Der Leiter der Forschungsgruppe Asien von der Stiftung
Wissenschaft und Politik (SWP), Felix Heiduk, sagte der Nachrichtenagentur dpa, der Kampf sei ein ungleicher. „Kambodschas
Armee hat nur ein Drittel der Größe der Armee Thailands,
das Militärbudget ist weitaus geringer und das Land hat überhaupt keine
Luftwaffe“, so der Experte der Stiftung. Ob Thailand
seine militärische Überlegenheit nutzen werde, um zum Beispiel Gebiete
zu annektieren, sei allerdings reine Spekulation.

Mehrere Tote und Verletzte

Kambodscha und Thailand beschuldigen sich
seit Sonntag, eine zuletzt geltende Waffenruhe im Grenzgebiet zuerst
verletzt zu haben. In Kambodscha kamen nach Angaben des
Verteidigungsministeriums seit Montag mindestens sieben Zivilisten ums
Leben, mindestens 20 wurden verletzt. Thailändische Medien meldeten
unter Berufung auf das Militär den Tod von vier Soldaten.

Das Auswärtige Amt warnt vor Reisen in das unmittelbare Grenzgebiet und
rät auch von Reisen in Provinzen in Grenznähe ab. Touristen wird
geraten, sich in die Krisenvorsorgeliste des Auswärtigen Amts
einzutragen. 

Bei dem Konflikt geht es um eine unklare Grenzziehung aus der
Kolonialzeit im sogenannten Smaragd-Dreieck. Dort grenzen die
thailändische Provinz Surin und die kambodschanische Provinz
Oddar Meanchey sowie Laos aneinander.