Privatsender in Deutschland: Das Fernsehen guckt in die Untertagebauwerk, und da ist es finster

„Ich will, dass wir ein bisschen Schmackes in den Laden
reinbekommen.“ Mit dieser markigen Ansage hatte Stefan Raab im Februar ein
Fernsehstudio des Nachrichtensenders n-tv betreten und die gerade laufende
Sendung unterbrochen. Er sei der neue RTL-Chef, teilte der Entertainer dem
Moderator Etienne Bell mit. Wenn er Fragen zu Gehalt oder Arbeitsklima habe,
bot Raab an, könne Bell sich an ihn wenden. Raab stiefelte im Anschluss
noch in das Studio der RTL-Sendung Punkt 12 mit Katja Burkard und verteilte
50 Euro „Begrüßungsgeld“.

Es muss offen bleiben, ob es besser gewesen wäre, hätte Stefan Raab wirklich den Chefposten von RTL Deutschland übernommen und nicht nur
Werbung für seine Show Du gewinnst hier nicht die Million gemacht, die etwa
drei Monate später wegen schlechter Quoten abgesetzt wurde. Zumindest Raab
selbst dürfte froh sein, dass er nicht den größten Stellenabbau in der
Geschichte der Privatsendergruppe verkünden musste. Die Aufgabe hatte am
vergangenen Dienstag Stephan Schmitter, der echte RTL-Chef. 600 Vollzeitstellen
fallen weg
, dazu noch einmal 100 bei einer RTL-Produktionsfirma, die
dichtgemacht wird. Derzeit arbeiten rund 7.500 Mitarbeiter für RTL Deutschland,
die über die RTL Group zum Bertelsmann-Konzern gehört.