Guinea-Bissau: Armee im westafrikanischen Guinea-Bissau verkündet Machtübernahme

Drei Tage nach der Präsidentenwahl in Guinea-Bissau
hat das Militär nach eigenen Angaben die Kontrolle in dem Land übernommen. Eine Gruppe von Offizieren verkündete
am Mittwoch, den Präsidenten abgesetzt zu haben. Außerdem sei der Wahlprozess „ausgesetzt“ und alle Grenzen geschlossen worden.

Zuvor waren in der Umgebung des Präsidentenpalastes in Bissau
Schüsse gefallen. Hunderte Menschen flüchteten aus dem Stadtviertel, Männer
in Militäruniformen riegelten die wichtigste Zufahrtsstraße zum
Präsidentenpalast ab. Der Aufenthaltsort von Präsident Umaro Sissoco
Embaló war zunächst unklar. Er hatte dem französischen Magazin Jeune
Afrique
zuvor gesagt, er sowie der Innenminister und die Stabschefs des Militärs seien im Präsidentenpalast festgenommen worden.


Guinea-Bissau: Der amtierende Präsident von Guinea-Bissau Umaro Sissoco Embaló (Mann im Vordergrund)

Der amtierende Präsident von Guinea-Bissau Umaro Sissoco Embaló (Mann im Vordergrund)

Am Donnerstag sollten die vorläufigen Ergebnisse der Präsidentschaftswahl bekanntgegeben werden. Sowohl Amtsinhaber Embaló als auch der unabhängige Kandidat Fernando Dias hatten sich aber bereits kurz nach der Wahl am Sonntag zum
Wahlsieger erklärt. Die größte Oppositionspartei war von den Wahlen ausgeschlossen worden und hatte Dias unterstützt. 

Embaló hatte das von der Opposition dominierte Parlament 2023 aufgelöst, seither regierte er per Dekret. Schon nach der Wahl 2019 hatte es eine politische Krise gegeben. Embaló wurde damals nach einer Stichwahl zum Sieger erklärt, sein Gegenkandidat wollte das Ergebnis aber nicht akzeptieren. Bereits im Februar 2022 gab es von Teilen des Militärs einen Putschversuch gegen Embaló

Präsident unterdrückte die Presse

Laut der Nichtregierungsorganisation Reporter ohne Grenzen unterdrückte Embaló nach der Auflösung des Parlamentes eine freie Berichterstattung in dem Land und ließ die öffentlich-rechtlichen
Fernseh- und Radiosender vom Militär stürmen. Radiosendungen seien in der Folge staatlich überwacht, unliebsame Menschen festgenommen worden.

Guinea-Bissau leidet unter chronischer politischer Instabilität. Seit der Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Portugal im Jahr 1974 gab es in dem Land schon vier Staatsstreiche und zahlreiche Putschversuche. Guinea-Bissau gilt als eines der ärmsten Länder der Welt und als wichtiger Kokain-Umschlagplatz im Drogenschmuggel nach Europa