Fluggesellschaft: Lufthansa bietet für jedes Airline TAP aus Portugal

Die Einbindung der italienischen Fluggesellschaft ITA in den Konzern der Deutschen Lufthansa läuft noch, da nimmt Europas umsatzstärkster Luftfahrtkonzern den nächsten Übernahmekandidaten in den Blick. Lufthansa bestätigte am Donnerstag, bei der zuständigen portugiesischen Gesellschaft für Staatsbeteiligungen ein Schreiben eingereicht zu haben, in dem sie ihr Interesse am Einstieg bei TAP bekundet.
Lufthansa ist nicht die erste europäische Fluggesellschaft, die sich mit diesem Anliegen in Portugal meldet. Der Rivale Air France-KLM hatte schon in dieser Woche seine Bewerbung eingereicht. Auch dem IAG-Konzern mit British Airways und der spanischen Gesellschaft Iberia wird Interesse an der portugiesischen Airline nachgesagt. Aktuell nimmt die dortige Gesellschaft für Staatsbeteiligungen Interessensbekundungen entgegen, die Frist dafür läuft in dieser Woche aus.
Die Gesellschaft TAP gilt wegen ihrer Langstreckenverbindungen von Lissabon nach Südamerika als attraktive Ergänzung für europäische Flugkonzerne, die bei Strecken auf die Südhalbkugel Nachholbedarf haben. Zudem ist TAP stark auf Strecken in einige Länder Afrikas vertreten. Für Lufthansa dürfte als Einstiegsmotiv dazu kommen, die portugiesische Gesellschaft im Flugbündnis Star Alliance halten zu wollen. Ein Einstieg eines Rivalen hätte wohl einen Allianzwechsel zur Folge.
Lufthansa sieht sich als „besten Partner“ an
Daher wirbt Lufthansa mit der eigenen Interessenbekundung auch gleich kräftig für sich als möglichen TAP-Partner. „Unser Ziel ist es, die globale Anbindung Portugals zu stärken, die portugiesische Identität von TAP zu bewahren und das Wachstum der Airline nachhaltig zu sichern“, sagte der Lufthansa-Vorstandsvorsitzende Carsten Spohr. Wegen der langjährigen Zusammenarbeit in der Star Alliance sehe man Lufthansa „weiterhin als den besten Partner für TAP und für Portugal“ an.
Lufthansa verweist auch darauf, dass der Konzern gerade ein Investitionsvorhaben in dem Land angestoßen hat. In Santa Maria da Feira bei Porto baut die Wartungssparte Lufthansa Technik einen Standort für Reparaturen an Triebwerksteilen und Flugzeugkomponenten. Die Zahl der Lufthansa-Beschäftigten in Portugal soll dadurch – schon ohne eine TAP-Beteiligung – von 400 auf 1000 steigen.
Portugal will im aktuellen Privatisierungsverfahren zunächst 44,9 Prozent von TAP an einen Investor abgeben. Die Regierung hat dabei festgelegt, dass Kandidaten aus der Luftfahrt kommen sollen. Fünf Prozent der Anteile bleiben für die Beschäftigten der Airline reserviert. Mit 50,1 Prozent bleibe der Staat vorerst Mehrheitsgesellschafter.
Lufthansa hatte in der Vergangenheit alle Übernahmen – bei ITA, Swiss und Brussels Airlines – zunächst mit einer Minderheitsbeteiligung eingeleitet. Allerdings war für den Konzern stets wichtig, sich die Aussicht auf eine Komplettübernahme zu bewahren. Ob dies im Fall von TAP möglich sein wird, bleibt zunächst offen. Doch würde sich Lufthansa nun zurückhalten, wäre das Risiko groß, dass TAP nach dem Einstieg eines anderen Minderheitsinvestors als Partner für Lufthansa verloren geht.
In Portugal blickt man indes sorgenvoll auf einen ersten Anlauf für eine Mehrheitsprivatisierung zurück. Der war 2015 unternommen worden, später musste der Staat die Airline zurücknehmen und in der Corona-Pandemie teuer stützen. Mittlerweile ist TAP in die Profitabilität zurückgekehrt. Dem Kurs der Lufthansa-Aktie gab die Bestätigung für das Interesse an TAP zunächst keinen Auftrieb. Das Papier notierte im Handelsverlauf 1,2 Prozent unter dem Vortagesschlusskurs.