Transaktion: Trade Republic ist jetzt 12,5 Milliarden Euro wert

Der starke Zuwachs an Kunden und Anlegergeld spiegelt sich nun auch im Wert der Trade Republic Bank GmbH wider. Wie aus einer Ad-Hoc-Mitteilung der Sino AG hervorgeht, wird das Berliner Start-up zehn Jahre nach seiner Gründung nun mit 12,5 Milliarden Euro bewertet. Grundlage für die Bewertung der nicht börsennotierten Trade Republic ist demnach ein „Secondary Deal“. Dies ist ein Verfahren, mit dem frühe Investoren die Gelegenheit bekommen, Anteile abzugeben und andere Investoren zukaufen oder neu einsteigen können.
Die Sino AG und ihr Gründer und Vorstandsvorsitzender Ingo Hillen waren Investoren der ersten Stunde. Die Sino AG hält heute noch gut zwei Prozent der Anteile, was einem Wert von 260 Millionen Euro entspricht.
Keine Finanzspritzen mehr
Wer verkauft und kauft, steht noch nicht fest. Dem Vernehmen nach gab es in den vergangenen Jahren immer wieder viele Interessenten, die sich an Trade Republic beteiligen wollten. Die jüngste Finanzierungsrunde ist gut drei Jahre her. Damals kam Trade Republic auf einen Wert von fünf Milliarden Euro.
Nun will das Unternehmen kein neues Geld aufnehmen. In der Transaktion könnten aber Anteile im Wert von rund einer Milliarde Euro den Besitzer wechseln. Die Verträge seien unterschriftsreif, heißt es aus gut informierten Kreisen. Der Sino AG liege ein entsprechendes Dokument vor. Ob sie verkauft, ließ Hillen offen. Mit 12,5 Milliarden Euro Unternehmenswert überträfe Trade Republic nun auch die jüngste Bewertung von Helsing, dem Münchner Software-Spezialisten für die Rüstungsindustrie, gegründet im Jahr 2021, der im Frühsommer in einer Finanzierungsrunde auf einen Wert von zwölf Milliarden Euro kam.
Konkurrent Revolut ist noch wertvoller
Dass Trade Republic nun ohne frisches Geld auskommt, wird in der Finanzbranche als Ausweis der Stärke des Geschäftsmodells und des Erfolgs von Trade Republic gewertet. Zuletzt hatten die Berliner eine Zahl von mehr als zehn Millionen Kunden publiziert, fast die Hälfte davon mittlerweile auf den stark wachsenden anderen europäischen Märkten. Das Volumen der Kundengelder erreichte mehr als 150 Milliarden Euro. Gegenüber Anfang 2024 hat sich damit die Kundenzahl um den Faktor 2,5 erhöht, das Kundengeld um den Faktor 4,3 – dank erfolgreicher Internationalisierung, aber auch Produkten wie der Bezahlkarte, dem gut verzinsten Girokonto und dem Gründungsversprechen gebührenfreier ETF-Sparpläne.
Noch wertvoller unter den Fintechs in Europa wäre derzeit vor allem die britische Revolut, die in einer Transaktion zuletzt auf eine Bewertung von 75 Milliarden Dollar kam. Solche Bewertungsrunden geben eine gute Indikation zu Unternehmenswerten, sind aber immer nur ein kurzes Schlaglicht auf die Sicht eines Investors oder weniger Investoren und ihrer Zahlungsbereitschaft zu einem bestimmten Zeitpunkt.
Das Licht der Börsenöffentlichkeit scheuen die großen Fintechs bisher noch. Mit Geschäftszahlen können daher sowohl Revolut wie auch Trade Republic sehr zurückhaltend umgehen. Ein Börsengang heißt im Englischen nicht ohne Grund Initial Public Offering (IPO), da hier erstmals im Detail aktuelle Geschäftszahlen in ihrer ganzen Breite der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden müssen und die Unternehmen sich dann dem Urteil des gesamten Marktes dauerhaft stellen müssen.
Spekuliert wird über Börsengänge von Revolut wie Trade Republic gleichermaßen. Die 12,5 Milliarden Euro von Trade Republic vergleichen sich mit Börsenwerten wie Flatex Degiro im M-Dax von 3,4 Milliarden Euro oder im Dax der Deutschen Bank mit 56 Milliarden Euro und der Commerzbank mit 35 Milliarden Euro.
In einem Start-up-Projekt von Comdirect entstand vor zehn Jahren Trade Republic. Mitgründer Christian Hecker führt das Unternehmen bis heute als CEO. Die Commerzbank als Eigentümer der Comdirect scheute damals aber die Bereitstellung von Risikokapital und verfolgte lieber andere Projekte. Ingo Hillen und die Sino AG gehörten zu den ganz wenigen mutigen deutschen Investoren – sie haben investiert und haben zuletzt immer wieder von Anteilsverkäufen mit hohen Gewinnen profitiert. Auch heute macht die Trade-Republic-Beteiligung mit ihren nun taxierten 260 Millionen Euro den größten Wertanteil des auf Heavy-Trader spezialisierten Börsenwertes der Sino AG aus, die vor der Ad-Hoc am Dienstag auf 220 Millionen Euro Börsenwert taxiert wurde.