Zwischenbilanz dieser COP30: Team Erdöl oder Team Klima

Angehörige der Mundurukú in Belém

Stand: 15.11.2025 05:11 Uhr

Bald ist Halbzeit auf der Weltklimakonferenz in Belém und noch gibt es keinen Durchbruch am Amazonas. Neben dem Ausstieg aus fossilen Brennstoffen ist der Schutz des Regenwaldes Thema – und natürlich das Geld.

Das hat man bei den Klimagipfeln der drei Jahre zuvor nicht gesehen. In Belém macht sich die Zivilgesellschaft deutlich bemerkbar: Am Haupteingang haben sich Indigene vom Volk der Mundurukú versammelt, deren Lebensraum am Amazonas von Goldschürfern und Bauvorhaben bedroht ist.

Neben dem Tagungsgelände treiben Aktivistinnen von „Fridays for Future“ die Unterhändlerinnen und Unterhändler auf dem Gipfel an. Ihre US-Vertreterin Katharina Maier fordert: „Es gibt so viele verschiedene Möglichkeiten, die schon vorhanden sind. Unsere Forderung ist jetzt wirklich zu sagen: Es gibt keine Ausreden mehr. Alle Lösungen sind auf den Tisch, dieses Jahr muss es klappen.“

Es geht wie immer ums Geld

Aber ob es am Ende klappt in Belém, ist offen. Die Konferenz ist nach Ansicht vieler Teilnehmenden gut gestartet, ohne den üblichen Streit über die Tagesordnung.

In den Verhandlungen geht es wie immer ums Geld: Die Staaten haben als Kernziel schon vereinbart, bis 2035 jährlich mindestens 300 Milliarden Dollar für Klimafinanzierung bereitzustellen. Weil das nicht reicht, soll bis dahin mehr als das Vierfache zusammenkommen, vor allem aus privaten Quellen.

Der deutsche Unterhändler, Umwelt-Staatssekretär Jochen Flasbarth (SPD), erklärt: „Aserbaidschan und Brasilien haben dafür einen Fahrplan vorgelegt. Das ist eine gute Basis. Das ist ja etwas, das geht nicht über Nacht und deshalb dürfen Budgetschwierigkeiten, wie wir sie auch in Deutschland haben, nicht darüber hinwegtäuschen, dass das in den kommenden zehn Jahren ein gut erreichbares Ziel ist. Deshalb bin ich da ganz zuversichtlich.“

Knackpunkt fossile Brennstoffe

Die Staaten ringen außerdem darum, ob und wie sie das Ziel festschreiben, schneller aus Kohle, Öl und Gas auszusteigen. Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva hat vorgeschlagen, einen Fahrplan zu entwickeln, wie sich die Welt von der Nutzung fossiler Brennstoffe verabschieden kann.

„Das ist hier kein offizieller Punkt, spielt aber in den Verhandlungen eine große Rolle“, sagt Staatssekretär Flasbarth. „Wir wünschen uns das sehr. Wir haben damit Erfahrung; wir haben einen Kohleausstiegsplan gemacht, und wir glauben, dass das auch für andere der richtige Weg sein kann.“

„Im Moment passt das nicht zusammen“

Die Delegationen aus fast 200 Staaten müssen beim Gipfel außerdem mit der Tatsache umgehen, dass die bisher vorgelegten Beiträge der Staaten nicht ausreichen, um die Erderwärmung wie in Paris beschlossen auf 1,5 Grad zu begrenzen. Mit den derzeitigen Maßnahmen steuert die Welt nach UN-Angaben auf 2,8 Grad zu.

Und der Gipfel soll Messgrößen festlegen, um Fortschritte der Länder bei der Anpassung an den Klimawandel überprüfen zu können. Noch laufen die verschiedenen Verhandlungsstränge nicht aufeinander zu, sagt Christoph Bals von der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch: „Im Moment passt das überhaupt nicht zusammen, und man sieht, dass hier einerseits ein Team am Werke ist, angeführt von den erdölexportierenden Staaten, die das Geschäftsmodell der fossilen Seite verlängern wollen. Und auf der anderen Seite ein Team, das sich aufstellt, um gemeinsam in die Zukunft zu gehen.“

Gluthitze, halbfertige Büros und Sicherheitsmängel

Mit dem Gipfel in der Millionenstadt an der Amazonasmündung will Gastgeber Brasilien ein Zeichen setzen und darauf aufmerksam machen, dass der Schutz der Tropenwälder überlebenswichtig ist. Einige Delegationen beschweren sich über die Gluthitze im Tagungszelt, halbfertige Büros, verstopfte Toiletten und Sicherheitsmängel, nachdem zum Auftakt Demonstrierende auf das Tagungsgelände gelangt waren.

Der deutsche Delegationsleiter Flasbarth hält Belém für einen passenden Gipfelort: „Brasilien ist ein großes demokratisches Land und hat eine große demokratische Kultur und lässt eben auch hier sehr viel zu.“ Das sei gut für einen „lebendigen Kopf“.

In der zweiten Gipfelwoche steigen die Ministerinnen und Minister in die Verhandlungen ein. Bundesumweltminister Carsten Schneider wird am Wochenende in Belém erwartet.

Source: tagesschau.de