Weltklimakonferenz COP30: Die Chance von Belém

Die Weltklimakonferenz ist als Wanderzirkus verschrien, der dem Klima eher schade als nütze. Dieses Jahr reisen bis zu 50.000 Gäste ausgerechnet nach Belém am Amazonas. Für das Ziel des brasilianischen Gastgebers Lula, Milliarden zum Schutz des Regenwalds zusammenzubringen, ist der Austragungsort gut gewählt. Auch Kanzler Merz ließ sich hier zu Hilfe breitschlagen. Aber bringt die „COP30“ auch etwas für den Klimaschutz?
Die Chance besteht, wie frühere Treffen gezeigt haben. Ohne die in Paris und später vereinbarten Klimaziele wäre die Erderwärmung noch höher. Der Klimachef der Vereinten Nationen, Simon Stiell, sagte zu Recht, die Verbesserungen seit „Paris“ hätten sich eingestellt, „weil in Räumen wie diesem Vereinbarungen getroffen wurden, Regierungen Gesetze erlassen haben und die Märkte darauf reagiert haben“.
Natürlich reichte dafür ein Bruchteil der Delegierten, die COPs müssen endlich schrumpfen. Aber nur dort lassen sich globale Vereinbarungen treffen. Die Botschaft lautet: Klimaschutz ist machbar, und zwar nicht nur auf eine Weise. Alternativen zum Ökostrom sind inzwischen zum Glück wieder im Gespräch, etwa Kernkraft und CO2-Abscheidung, auch ein Erfolg der UN-Treffen.
Negativemissionen müssen das nächste Ziel sein
Auf den Konferenzen ist mehr Realismus eingekehrt. So ist es bemerkenswert, dass Stiell Einzelaktionen zum Klimaschutz eine Absage erteilte. Das zielt auf Kommunen, Regionen, sendungsbewusste Staaten und Umweltorganisationen, die noch immer glauben, mit wohlmeinendem, aber isoliertem Vorgehen die Welt retten zu können – eine ähnlich absurde Idee wie atomwaffenfreie Zonen. Nur durch multi- und internationale Anstrengungen sind messbare Effekte zu erreichen, und dies ohne Wettbewerbsnachteile, wie sie nun noch Deutschland und die EU gegenüber weniger ambitionierten Weltgegenden zurückwerfen.
Wichtig ist auch das Eingeständnis der UN, das 1,5-Grad-Ziel sei vermutlich schon gerissen. Den Kopf in den Sand zu stecken, ist sinnlos. Jetzt muss es um Negativemissionen mittels CCS gehen und mehr Anstrengungen zur Anpassung an die Klimafolgen. Wenn Belém zu mehr Wirklichkeitssinn beiträgt, hat sich die Konferenz gelohnt.