Kirchliche Beflaggung: Wo bleibt die eigene Botschaft?

Die geplante Neuregelung zur Beflaggung kirchlicher Gebäude mag wie eine Lappalie erscheinen. In der Diskussion zeigt sich aber, wie sich die zunehmende Polarisierung in der Kirche breitmacht. Die EKD-Spitze will das bestehende, in der Praxis allerdings fortwährend unterlaufene Verbot aller Flaggen außer der weiß-violetten Kirchenfahne ersatzlos streichen.

Ehrgeiz zur Entschlackung

Dieser Ehrgeiz zur Entschlackung innerkirchlicher Bürokratie ist zwar löblich und wäre an anderer Stelle auch überaus nötig, setzt aber genau am falschen Punkt an. Denn die Kirche wird künftig eher häufiger als seltener vor der Aufgabe stehen, die Geister zu scheiden und zu bestimmen, welche Symbole mit der christlichen Verkündigung vereinbar sind.

Vergleichbares macht heute unter der Überschrift „Corporate Identity“ oder „Markenführung“ jeder bessere Mittelständler. Die nach dem Krieg, noch unter dem Eindruck von Hakenkreuzen an der Kirchenfassade getroffene Regelung mag zu restriktiv sein. Aber eine enge Verkopplung von christlichem Proprium und kirchlichem Erscheinungsbild ist keineswegs abwegig, sondern von bleibender Aktualität. Eine Kirche sollte eher mehr als weniger Zurückhaltung walten lassen, wenn sie sich mit den Fahnen und Bannern weltanschaulicher Strömungen gemeinmacht. Ihre Aufgabe liegt darin, theologisch präzise die eigene Botschaft zur Geltung zu bringen.

Source: faz.net