Vorgänger „hätte ruhig noch irgendwas durchhalten können“ – Pfarrer ist nun ältester Mann in Deutschland
Pfarrer Bruno Kant aus Löschenrod ist mit 109 Jahren der älteste lebende Mann Deutschlands. Nach dem Tod seines Vorgängers übernahm er den Ehrentitel. „Er hätte ruhig noch etwas durchhalten können“, sagt der Geistliche, dessen Leben nicht immer leicht war.
Pfarrer Bruno Kant ist mit 109 Jahren der derzeit älteste lebende Mann in Deutschland. Nachdem in der Nacht zum 1. November Karl Haidle im Alter von 110 Jahren in der Nähe von Stuttgart gestorben war, ging die Ältesten-Krone auf den Pfarrer über. Dies bestätigte Forscher Thomas Breining der „Fuldaer Zeitung“ am Samstag.
Der Rummel um den Ehrentitel scheint dem Rekordhalter nicht ganz geheuer zu sein. Laut Zeitung hätte sich Kant gefreut, wenn sein Vorgänger noch weitergelebt hätte. „Er hätte ruhig noch etwas durchhalten können, dann wäre es mir erspart geblieben, ältester Deutscher zu sein“, zitiert das Blatt den katholischen Geistlichen nach einem Besuch in dessen Haus im hessischen Löschenrod.
Frauen werden älter: Alterstatistiken zufolge gibt es etwa 11 bis 12 Frauen im Land, die noch älter sind als Bruno Kant, wie Thomas Breining vom Uniklinikum Ulm erklärte. Er forscht im deutschsprachigen Raum über Langlebigkeit der Menschen. Insgesamt habe es in Deutschland aber nur 18 Männer gegeben, die jemals älter gewesen seien als der Pfarrer – 114 sei bislang der Älteste geworden.
In Europa sieht die Lage anders aus, da die Datenlage in Ost- und Südosteuropa schwieriger sei. In Italien, Spanien und Frankreich gebe es einige Männer, die älter sind. Eine konkrete Zahl lasse sich nicht nennen. Internetforen zufolge liegt Pfarrer Kant auf Platz 12 oder 13, schreibt die Zeitung.
Kant war an der Ostfront und kam in russische Gefangenschaft
Im Februar wird Bruno Kant 110 Jahre. Nach Angaben des Bistums Fulda kam Kant am 26. Februar 1916 im damals westpreußischen Werblin (heute: Werblinia) zur Welt – noch während des Ersten Weltkriegs. Im Jahr 1934 machte er in Danzig (Gdansk) Abitur. Danach begann er an der Universität Freiburg ein Philosophie- und Theologiestudium, das er wegen des Zweiten Weltkriegs allerdings unterbrechen musste. 1943 wurde er zur Wehrmacht einberufen. Laut einem früheren Zeitungsbericht musste er an die Ostfront und kam in russische Gefangenschaft.
Nach dem Krieg nahm er das Theologiestudium wieder auf und wurde 1950 im Fuldaer Dom zum Priester geweiht. Bis zu seinem Ruhestand ab 1991 war er im Bistum Fulda in verschiedenen Gemeinden als Seelsorger und Pfarrer tätig. Zuletzt als Ruhestandsgeistlicher in Löschenrod, ein Ortsteil der Gemeinde Eichenzell im osthessischen Landkreis Fulda.
KNA/coh
Source: welt.de