Zeremonie in China: Peking stellt dritten Flugzeugträger in Dienst

Xi Jinping stellte Chinas ersten Flugzeugträger mit elektromagnetischem Katapultsystem persönlich in Dienst. Die Zeremonie und das Flaggenhissen der „Fujian“ fand am Mittwoch in einem Militärhafen in Sanya auf der südchinesischen Insel Hainan statt. Erst am Freitag berichteten die Staatsmedien darüber.

Xi habe „eine Live-Demonstration des Katapultstart-Verfahrens beobachtet“, hieß es in der Nachrichtenagentur Xinhua. Westliche Fachleute sehen darin einen Entwicklungssprung im Vergleich zu herkömmlichen dampfbetriebenen Katapulten alter Flugzeugträger.

Der neueste amerikanische Träger hat dieses Katapultsystem ebenfalls. Während die amerikanische Ford-Klasse gleichzeitige Katapultstarts ermöglicht, wird bezweifelt, dass die „Fujian“ Flugzeuge mit der selben Geschwindigkeit in die Luft bringen kann. Zudem ist die „Fujian“ nicht wie alle der elf amerikanischen Träger nuklearbetrieben, sondern fährt mit Dampfturbinen und Dieselgeneratoren und hat damit eine geringere Reichweite.

Benannt nach Provinz gegenüber von Taiwan

Die „Fujian“ ist Chinas dritter Träger. Sie wurde 2022 den Namen der gleichnamigen chinesischen Küstenprovinz getauft, die der Inselrepublik Taiwan gegenüber liegt. Xi Jinping habe der Entwicklung chinesischer Flugzeugträger stets große Aufmerksamkeit gewidmet, meldete Xinhua.

Aufnahmen zeigten Chinas Staats-, Partei- und Militärchef in olivgrüner Kleidung. „Auf dem weitläufigen Flugdeck fielen die vier Fangseile und die drei Katapultstart-Positionen sofort ins Auge“.

Auf diesem Archivfoto der Nachrichtenagentur Xinhua arbeiten Besatzungsmitglieder an Bord des Flugzeugträgers Fujian an Kampfflugzeugen.
Auf diesem Archivfoto der Nachrichtenagentur Xinhua arbeiten Besatzungsmitglieder an Bord des Flugzeugträgers Fujian an Kampfflugzeugen.AP

Betont wird, dass das neue Startsystem mindestens drei verschiedene Flugzeugtypen in die Luft bringen könne: „Neue trägergestützte Flugzeuge wie die J-35, die J-15T und die KJ-600 waren ordentlich hintereinander geparkt.“ Die KJ-600 ist ein fliegendes Radarsystem zur Frühwarnung und elektronischen Kriegsführung, das China nun erstmals wie die Vereinigten Staaten ebenfalls von einem Träger starten lassen kann.

Laut Xinhua habe Xi „persönlich entschieden, dass der Flugzeugträger Fujian die elektromagnetische Katapult-Technologie einsetzen wird.“

Chinas anderen beiden Flugzeugträger, die aus der Ukraine gekaufte „Liaoning“ sowie die auf sowjetischer Konstruktion beruhende „Shandong“ verwenden weniger fortschrittliche Startsysteme im Sprungschanzen-Stil. Mit dem elektromagnetischen Katapultsystem können nun schwerere sowie schwerer betankte und stärker bewaffnete Flugzeuge starten.

Ende September hatte China zum ersten Mal ein Video eines entsprechenden Starts veröffentlicht, bei dem ein mit Tarnkappentechnologie versehenes Jagdflugzeug vom Typ J-35 von dem Flugzeugträger abhob.

An viertem Flugzeugträger wird bereits gearbeitet

Chinas neuester Träger ist mit einer Verdrängung von mehr als achtzigtausend Tonnen und 316 Meter Länge der bislang größte Träger der Volksbefreiungsarmee. Peking baut seine an Schiffen zahlenmäßig schon jetzt größte Marine der Welt zu einer hochseefähigen Flotte aus. Sie soll ihre Macht nicht nur ins Südchinesische Meer und um Taiwan, sondern in den ganzen Pazifik projizieren und es mit der amerikanischen Kriegsmarine aufnehmen können.

An einem vierten Träger baut China offenbar bereits. Satellitenaufnahmen zeigten einen landgestützten Prototyp eines Kernreaktors für ein großes Überwasserkriegsschiff, das die Nachrichtenagentur AP vor einem Jahr verbreitete.

„Was uns noch fehlt, ist die Fähigkeit zur langfristigen Präsenz auf offener See“, schrieb der dem Staatsfernsehen zugeschriebene Internetkanal Yuyuan Tantian am Freitag. „Die Indienststellung der ‚Fujian‘ schließt genau diese Lücke – sie markiert einen bedeutenden Schritt in Richtung Hochseeoperationen.“

Die Fähigkeiten der „Fujian“ würden nicht nur „wichtige Handelsrouten wie der Straße von Malakka sichern“, sondern bieten „auch einen erweiterten Schutz im Indischen Ozean und im westlichen Pazifik und sichern so Chinas wachsende Interessen in Übersee“.

Im Innern aber räumt Xi in den Streitkräften weiter auf. So fehlte zur Indienststellung der „Fujian“ neben vielen anderen bisherigen Militärführern auch der Politkommissar der Kriegsmarine Yuan Huazhi. Mitte Oktober wurde Yuan wegen „schwerwiegender Verstöße gegen Disziplin und Gesetz“ aus der Kommunistischen Partei und der Volksbefreiungsarmee ausgeschlossen.

Nach unbekannt verschwunden ist zudem der Kommandeur der Kriegsmarine Hu Zhongming. Inwiefern sich das auf die maritimen Fähigkeiten der Volksbefreiungsarmee auswirkt, wird wild spekuliert.

Source: faz.net