Vogelgrippe: Martinsgans ohne Aufschlag
Die Martinsgans ist nicht gefährdet. Zumindest in diesem Punkt gibt Lorenz Eskildsen, Deutschlands Gänsehalter Nummer eins, Entwarnung. An diesem Wochenende eröffnet Eskildsen den traditionellen Gänsemarkt auf seinem Betrieb im sächsischen Wernsdorf. Frische Gänse wird er dort der grassierenden Vogelgrippe zum Trotz exakt zum selben Kilopreis wie im Vorjahr anbieten. Wie das geht, obwohl doch gerade jeden Tag neue Infektionsfälle gemeldet werden?
„Der Markt ist flott, aber er brennt nicht“, ordnet Eskildsen mit der Nüchternheit des erfahrenen Branchenführers die Lage ein. Etwa jede vierte in Deutschland geschlachtete Gans kommt aus seinem Unternehmen, rund 300.000 Tiere im Jahr. Das Virus verschont ihn nicht. Auf einem Hof in der Uckermark, der zur Gruppe gehört, werden in diesen Tagen rund 15.000 Gänse aus Seuchenschutzgründen gekeult. Macht fünf Prozent der Jahresmenge.
Das sorge noch nicht für einen ernsthaften Lieferengpass, beruhigt Eskildsen. Zumal die Deutschen für den Martins- oder Weihnachtsschmaus mehrheitlich zu Tiefkühlgänsen aus Ungarn und Polen greifen, die schon seit dem Spätsommer geschlachtet wurden.
Die Importquote liegt bei 80 Prozent. Was auffällt: Während die deutschen Gänse im Supermarkt nun ungefähr genauso viel kosten wie vor einem Jahr, hat sich der Preis für die Importware fast verdoppelt. Dafür seien allerdings nicht die aktuellen Grippefälle verantwortlich, sagt Eskildsen, sondern vorangegangene Ausbrüche im Frühjahr. Deswegen seien in Polen und Ungarn weniger Küken verfügbar gewesen, die Folgen sieht man nun.
Billiger als deutsche Gänse sind die importierten übrigens immer noch. Aber nicht mehr so viel billiger wie ehedem. Immerhin ein schwacher Trost für heimische Gänsehalter, die derzeit um ihre Bestände bangen.