Norbert Bolz: Ein ironischer X-Post, dann stand die Polizei vor seiner Tür

Dieses Gespräch, das macht Norbert Bolz gleich zu Beginn klar, wird das einzige bleiben. Keine Interviews, keine Aufreger mehr nach dem Gespräch mit der ZEIT. Am Montagabend steigt der emeritierte Professor für Medienwissenschaft von seinem Fahrrad, er hat ein Lokal in Berlin-Zehlendorf als Treffpunkt vorgeschlagen. Bolz wohnt um die Ecke. Und obwohl an den Tischen rundherum schon Abendessen serviert wird, bestellt der 72-Jährige einen doppelten Espresso.

Seit der „Katastrophe“, wie er das nennt, sind wenige Tage vergangen, sie ereignete sich am vergangenen Donnerstag: Am Morgen gegen neun Uhr klingelten vier uniformierte Polizistinnen und Polizisten an seiner Haustür. Als Bolz‘ Frau öffnete, zeigten sie einen Durchsuchungsbeschluss. Vor über einem Jahr hatte Bolz auf dem Netzwerk X, vormals Twitter, einen Post der Tageszeitung taz kommentiert. „Deutschland erwacht“, hatte die taz dort geschrieben – verbunden mit einem Plädoyer für ein AfD-Verbot. Bolz griff den Post der taz auf und kommentierte seinerseits: „Gute Übersetzung von ‚woke‘: Deutschland erwache!“