„Nobody’s Girl“: Ein unerträgliches, ein wichtiges Buch

Es gab eine Zeit, als Virginia Roberts Giuffre glücklich
war. Da war sie fünf Jahre alt. Ihr kleiner Bruder war gerade geboren, sie
hatte lesen gelernt – und das Gefühl, dass ihre Mutter sich darüber gefreut
hatte, eine Tochter mit Sommersprossen im Gesicht zu haben. Ein Jahr später
schenkte ihr Vater ihr eine Stute, die sie Alice nannte. Bei ihr
fühlte sie sich sicher, wie sie schreibt. „Dabei hatte ich damals noch gar
keinen Grund, mich zu fürchten.“

Grund, sich zu fürchten, hatte Virginia Roberts Giuffre den
Rest ihres Lebens. Beginnend von dem Moment an, als auf einmal nicht mehr ihre
Mutter, sondern ihr Vater sie ins Bett brachte. Der ihr Alice geschenkt hatte
und dem sie vertraute. Er war der erste in einer schier unendlichen Reihe von
Männern, die ihr Vertrauen missbrauchten, ihr Gewalt antaten. Gegen die sie
sich nicht wehren konnte. „Ich wollte das nicht – aber er schon. Und er war
mein Vater, also machte ich mit.“