Wo kein Geld, da kein Theater: Das inklusive RambaZamba muss gerettet werden
Das inklusive RambaZamba Theater in Berlin leistet Arbeit, die selbstverständlich sein sollte. Nun schlägt das Vorzeigeprojekt Alarm: Das Geld geht aus. Warum die Kulturpolitik mit schuld ist und was sie jetzt tun sollte
Das RambaZamba-Theater steht vor dem Aus: Das sollte es nicht
Foto: Phillip Zwanzig
Gewarnt ist: Wer bei 21 Prozent Inflation in fünf Jahren die Fördergelder für die Künste nicht erhöht, kürzt sie de facto ein. Seit der Pandemie und verstärkt seit vergangenem November, als der Berliner Senat schockartig Kürzungen für 2025 vorschrieb, trommelt Berlins Kulturszene, um darauf aufmerksam zu machen, dass ihre Finanzierung nicht mehr trägt. Die Angst vor dem Aus geht um.
Nun könnte es eine einzigartige, etablierte Institution treffen: Berlins RambaZamba Theater. Eines der wichtigsten inklusiven Ensembles Europas vermeldet: Das vorhandene Fördervolumen sei mittlerweile „vollständig durch laufende Fixkosten gebunden – für neue Inszenierungen steht kein künstlerisches Budget mehr zur Verfügung.“ So heißt es in dem Offenen Brief, den das RambaZamba Theater am Montag veröffentlichte. „Damit fehlt uns die finanzielle Grundlage, um unsere künstlerische Tätigkeit fortzusetzen.“ Wo kein Geld, da kein professionelles Theater.
Professionell arbeiten die „RambaZambas“, wie sich die Ensemblemitglieder nennen, seit Gründung 1990. Die Schauspieler*innen stehen mit bekannten Kolleg*innen wie Ulrich Matthes oder Almut Zilcher auf der Bühne und inszenieren mit Regisseur*innen wie Jorinde Dröse, Leander Haußmann oder Milan Peschel. Am Deutschen Theater sind die RambaZambas ständige Gäste, schon seit 35 Jahren, und zuletzt verstärkt, dank einer Förderung durch die Kulturstiftung des Bundes.
Und nun soll Schluss sein? Mit einer Arbeit, die das inklusive Ensemble in die Mitte des Theaterbetriebs geführt hat und damit ein Anliegen erfüllt, das Künstler*innen mit Behinderung und ihre Vertretungen seit jeher äußern? Gesetzlich verankert ist die gleichberechtigte Teilhabe durch das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) und die UN-Behindertenrechtskonvention, die Deutschland ratifiziert hat.
RambaZamba Theater: Nicht nur inklusiv, sondern Disability Arts
Aber noch zu viele Menschen mit Behinderung leben in einem System der Bevormundung und arbeiten in Werkstätten sozialer Träger außerhalb des ersten Arbeitsmarktes, zu einem meist sehr geringen Verdienst. Die RambaZambas sind künstlerisch tätig, das ist ihr Beruf. Ihre Sichtbarkeit auf Berliner Bühnen macht sie zu Rollenvorbildern.
Auch künstlerisch hat Jacob Höhne, der Sohn der Gründerin Gisela Höhne, der 2017 die Leitung des RambaZamba Theaters übernahm, das Ensemble auf ein hohes Niveau gebracht. Prominente Gäste aus Regie oder Schauspiel bringen ihre Expertise ein und fordern das Ensemble produktiv heraus. Zugleich passen sie ihre Praxis an – fürs Proben oder Textlernen etwa benötigen die RambaZambas mehr Zeit als im hektischen Theaterbetrieb üblich.
Hier wird ein Umgang miteinander eingeübt, der längst selbstverständlich sein sollte. Und ästhetisch wird neuer Grund bereitet: Zunehmend orientiert sich die Praxis des RambaZamba Theaters weg von einer inklusiven Kulturarbeit, die Kunst mit Menschen mit Behinderung realisiert, hin zu Disability Arts, die Kunst von Menschen mit Behinderung ermöglicht. Am Deutschen Theater schrieben einige RambaZambas zuletzt ihre eigenen Theatertexte.
Modellvorhaben wie das RambaZamba brauchen Zeit und Geld. Vor allem, wenn sie nachhaltig wirken sollen. Vielleicht hat sich das RambaZamba Theater zu sehr auf die Pandemieförderungen verlassen, die bis Ende 2023 die Etats kurzzeitig haben anwachsen lassen. Andererseits zeigt der Erfolg, dass der Ansatz richtig gewählt ist. Ein künstlerisches Aus für diese Ausnahme-Institution muss vonseiten der Kulturpolitik verhindert werden.