Nach Rekordhoch: Ist welcher Höhenflug von Siemens Energy an welcher Handelsplatz vorbei?

Die drei Aktien des Siemens-Konzerns haben am Dienstag in einem schwachen Dax zu den Verlierern gezählt. Die Siemens-Aktie lag zuletzt mit rund 2,9 Prozent im Minus, ebenso wie die der Tochtergesellschaft Siemens Healthineers mit 1,4 Prozent. Beide Aktien waren von den Analysten der Investmentbank Morgan Stanley herabgestuft worden.
Noch stärker unter Druck geriet der Kurs von Siemens Energy. Die Notierung fiel um 4,5 Prozent auf 103,65 Euro. Händler begründeten dies mit Gewinnmitnahmen. Das liegt angesichts des schwachen Marktes auf der Hand. Der Aktienkurs des Energietechnikkonzerns hat sich in diesem Jahr mehr als verdoppelt. Vergangenen Donnerstag erreichte die Aktie mit 109,75 Euro ein Rekordhoch. Insgesamt sind die Papiere in diesem Jahr nach der Aktie von Rheinmetall der zweitgrößte Gewinner im Dax.
Kanadische Bank RBC belässt Einstufung auf „Outperform“
Während Anleger am Dienstag Positionen abbauten, sehen Experten weiterhin Potential. Die kanadische Bank RBC beließ zuletzt ihre Einstufung auf „Outperform“ mit einem Kursziel von 130 Euro. Die für das zweite Halbjahr 2025 erhoffte allgemeine Belebung der Branche sei zwar auf das Jahr 2026 verschoben, konstatierte das Analystenteam um Colin Moody in einer am Dienstag vorgelegten Studie zur europäischen Investitionsgüterbranche und reduzierte nach einer Überprüfung der Prognosen für 2026 ihre Schätzungen für den Gewinn je Aktie für die Hälfte der von ihnen beobachteten Branchenunternehmen um durchschnittlich drei Prozent. Da die Branchenbewertung nicht günstig sei, sollten Anleger selektiv vorgehen. Siemens Energy kommt hier also gut weg.
Die Deutsche Bank Research hatte schon am Freitag das fast erreichte Kursziel von 110 auf 115 Euro angehoben und die Einstufung auf „Buy“ belassen. Die Konsensschätzungen für die anstehenden Quartalszahlen der meisten europäischen Kapitalgüterhersteller seien vorab ein wenig zurückgekommen, schrieb Analyst Gael de-Bray in seinem Branchenausblick. Der Investitionszyklus für Künstliche Intelligenz und Rechenzentren sowie die deutschen Infrastrukturinvestitionen dürften die dominierenden Themen bleiben und die französische Politik dazukommen. Siemens Energy zählt der Analyst zu seinen bevorzugten Titeln – in diesem Fall wegen des von ihm angenommenen neuen mittelfristigen Margenziels von mindestens 15 Prozent.
Siemens Energy ist vom Sorgenkind zum Börsenliebling geworden
Die Aktie von Siemens Energy hatte sich in den vergangenen zwölf Monaten vom Sorgenkind der Börse zu einem ihrer Lieblinge entwickelt. Noch Ende Oktober des Jahres 2023 hatte der Aktienkurs ein Allzeittief von 6,87 Euro erreicht. Grund dafür war ein von der Windkraft-Tochtergesellschaft Gamesa verursachter Rekordverlust von 4,6 Milliarden Euro.
Weil die Banken ohne weitere Absicherung keine umfangreichen Garantien mehr übernehmen wollten, musste die Bundesregierung Siemens Energy mit einem milliardenschweren Hilfspaket stützen. Doch die staatlichen Bürgschaften wurden früher abgelöst, was der Haushaltsausschuss im Bundestag mit der vorzeitigen Aufhebung des Dividendenverbots belohnte. Diese Entwicklung wurde an der Börse positiv aufgenommen.
Source: faz.net