Hamburg erhoben Bußgelder zu Händen Müllsünder filigran
Hamburg zieht die Schrauben an: Wer Kaugummis oder Hundekot liegen lässt, zahlt künftig 55 Euro, für Zigarettenkippen sogar 100 Euro. Sperrmüllverstöße können bis zu 16.000 Euro kosten. Der Senat setzt auf höhere Strafen, mehr WasteWatcher und Bürgerbeteiligung.
Hamburg verschärft die Regeln für Sauberkeit im öffentlichen Raum – und das spürbar. Wer künftig Kaugummis auf den Boden spuckt oder Hundekot liegen lässt, zahlt 55 Euro statt bisher 20. Für weggeworfene Zigarettenkippen steigt das Verwarnungsgeld von 40 auf 100 Euro. „Allein im letzten Jahr hatten wir 8000 geahndete Fälle“, sagte Umweltsenatorin Katharina Fegebank bei der Vorstellung des Sauberkeitsberichts „Hamburg – gepflegt und grün“ am Dienstag im Rathaus.
Auch beim illegalen Entsorgen von Sperrmüll, Hausrat oder Fahrzeugteilen will die Stadt härter durchgreifen: Die Bußgelder sollen verdoppelt werden – von bisher 1000 bis 8000 Euro auf künftig 2000 bis 16.000 Euro. Für abgestellte Pkw steigt der Satz von 500 auf 1000 Euro, für Altreifen von 200 auf 400 Euro.
Die Verschärfung ist Teil einer umfassenden Strategie gegen Littering und wilde Müllablagerungen. „Der präventive Ansatz ist wichtig, aber wir müssen auch konsequent ahnden“, so Fegebank. Die WasteWatcher+, Hamburgs mobile Ordnungskräfte, haben 2024 rund 12.000 Verwarnungen und Bußgeldbescheide erlassen – Einnahmen: rund 540.000 Euro. Mit fünf zusätzlichen Teams und engerer Zusammenarbeit mit Polizei und Bezirksämtern soll der Kontrolldruck weiter steigen.
Steigender Nutzungsdruck und Müllprobleme
Die Stadt reagiert damit auf wachsende Herausforderungen: Großveranstaltungen wie der Hafengeburtstag oder der Schlagermove, ein Rekordjahr bei Übernachtungen und ein außergewöhnlich warmer Sommer haben Parks, Spielplätze und den Elbstrand stark belastet. „Es gibt Stellen in Hamburg, da muss man ständig hinterher sein“, sagte SRH-Chef Rüdiger Siechau. Fast 400 Mitarbeitende sind an Wochenenden im Einsatz, um Hotspots wie den Hauptbahnhof oder Grünanlagen zu reinigen. Über 9600 Papierkörbe stehen inzwischen in Parks, die im Schnitt 3,1 Mal pro Woche geleert werden.
Trotzdem bleibt das Problem sichtbar. Nach dem Grillen türmen sich Müllberge, Flaschen und Verpackungen. Laut CDU-Fraktion hat sich das wilde Sperrmüllaufkommen in fünf Jahren fast verdoppelt – von 20.000 Fällen 2020 auf über 35.000 im Jahr 2024. „Der rot-grüne Senat hat kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem“, kritisiert Sandro Kappe, umweltpolitischer Sprecher der CDU. „Sauberkeit darf kein Marketingthema sein – sie ist tägliche Daseinsvorsorge.“
Bilanz: Verbesserungen, aber auch Rückschläge
Der aktuelle Monitoringbericht zeigt dennoch Fortschritte: Die Sauberkeitswerte für Fahrbahnen (von 8,1 auf 8,0), Gehwege (8,7 auf 8,6) und den Elbstrand (7,1 auf 6,8) haben sich verbessert. Rückgänge gab es bei Depotcontainerstandplätzen (10,3 auf 10,7) sowie bei Parkanlagen und Spielplätzen, die trotz leichter Verschlechterung mit Werten von 7,0 und 6,4 weiter auf hohem Niveau liegen. „Wir liegen unter dem Zielwert von neun und sind stolz darauf“, so Siechau. Besonders problematisch bleiben Hundekot und Zigarettenkippen – sie führen im Bewertungssystem zu den höchsten Belastungswerten.
Neben Strafen setzt Hamburg auf Prävention: Die WasteWatcher+ sprechen Bürger direkt an, verteilen Hundekotbeutel und Aschenbecher, führen Aktionen wie „Clean Schnack“ durch und binden sogar Kinder ein. Über die SRH-App oder die Hotline „Saubere Stadt“ können Hamburgerinnen und Hamburger Verschmutzungen melden – 2024 gab es mehr als 160.000 Kontakte. Künstliche Intelligenz hilft inzwischen bei der Tourenplanung und der Erkennung von Müll-Hotspots.
„Sauberkeit ist Lebensqualität“, betonte Fegebank. „Und sie trägt auch zum Sicherheitsgefühl bei.“ Mit höheren Bußgeldern, mehr Kontrollen und neuen Technologien will Hamburg erreichen, dass Parks, Straßen und Grünanlagen künftig nicht nur gepflegt aussehen, sondern es auch bleiben.
juve
Source: welt.de