Neue Chefin von CBS News: Zum Besten von welchen Kurs steht Bari Weiss?

Die Journalistin Bari Weiss wird Nachrichtenchefin von CBS News. Mit ihrer Personalie verbindet sich nicht nur für den Sender CBS, sondern für die amerikanische Medienlandschaft ein Umbruch. Sie markiert das Entstehen eines neuen konservativ ausgerichteten US-Medienkonzerns. Für den sitzt Bari Weiss künftig an entscheidenden Hebeln. Die passende journalistische Vita bringt sie mit. Die Einundvierzigjährige arbeitete für das „Wall Street Journal“ und die „New York Times“.
2021 gründete sie mit „Free Press“ ihre eigene Publikation, deren Generaltenor darauf lautet, die sogenannten traditionellen Medien seien linksliberal-voreingenommen. „Free Press“ hat 1,5 Millionen Abonnenten (davon ein Zehntel zahlende) und bringt Weiss nun 150 Millionen Dollar ein. Für diesen Preis hat ihr neuer Arbeitgeber Paramount Skydance „Free Press“ übernommen, das als unabhängiges Portal weiterlaufen soll, während Baris Weiss bei der Paramount-Tochter CBS News die Zügel in die Hand nimmt.
Entsteht ein Medienimperium?
Sie steht der Nachrichtenredaktion eines Senders vor, dessen Mutterfirma Paramount seit wenigen Wochen in den Händen des Trump-Kumpels und reichsten oder zweitreichsten Menschen der Welt, Larry Ellison, und dessen Sohn David, ist. CBS News blickt auf eine stolze Geschichte zurück, die Programme wie „60 Minutes“ und Journalisten wie Edward Murrow und Walter Cronkite hervorbrachte. Zuletzt aber wurde „60 Minutes“ zum Verrechnungsposten des Kuhhandels zwischen Paramount und Donald Trump. Der von Trump eingesetzte Chef der Medienaufsicht FCC, Brendan Carr, drohte, die Fusion von Paramount und David Ellisons Skydance zu blockieren, knicke CBS nicht vor der Milliardenklage Trumps wegen eines angeblich betrügerisch geschnittenen Interviews mit Kamala Harris ein.
Die Paramount-Besitzerin Shari Redstone, der mit dem Deal acht Milliarden Dollar ins Haus standen, warf die CBS-Journalisten unter den Bus: CBS zahlte 16 Millionen Dollar an Trump, der Skydance-Deal ging durch. Als nächstes visieren die Ellisons – gemeinsam mit anderen Trump-Getreuen – die Übernahme von Tiktok in den USA an.
Und sie haben ein Auge auf den Konzern Warner Bros. Discovery geworfen, zu dem der Nachrichtensender CNN gehört. Auch dafür bedarf es der Zustimmung von Brendan Carr. Das ist die Gemengelage, die darauf hindeutet, dass ein Medienimperium entsteht, das Rupert Murdoch Konkurrenz machen könnte. „In einer Medienwelt, die an herrschende Dynastien gewöhnt ist, ragen die Ellisons mit ihrem enormen Vermögen und dem Umfang und der Vielfalt des Publikums, zu dem sie jetzt Zugang haben, heraus“, heißt es dazu in der „Washington Post“.
Sie sieht sich als Opfer eines Mobs
Bari Weiss machte Schlagzeilen, als sie 2020 die „New York Times“ mit Trara verließ. Das Blatt beuge sich dem linksliberalen Twitter-Mob und beschneide den offenen Dialog, sagte sie. Mit ihrer Nachrichtenseite „The Free Press“ wolle sie es anders machen. Und das tut sie. Weiss vertritt eine dezidiert Israel-freundliche Haltung und steht für einen anspruchsvollen konservativen Journalismus. Antisemitismus ist für sie ein großes Thema. Donald Trump kommt bei ihr selten gut weg. Die Entsendung des Militärs in US-Großstädte oder die Drohungen gegen den Late-Night-Talker Jimmy Kimmel finden hier keinen Applaus.
„The Free Press“ unterscheidet sich von anderen US-Medien auch dadurch, dass Trump hier nicht pausenlos im Zentrum der Berichterstattung steht. Da geht es vielmehr um Israel und Antisemitismus. Medienberichten zufolge wurden die Ellison, die mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu befreundet sind, auf Weiss nicht zuletzt wegen ihres Israel-Fokus aufmerksam.
Dass Weiss nun die Redaktion von CBS News anführt, sorgt dort für Unruhe. Sie selbst erscheint als unabhängig, doch soll ihr neuer Oberboss David Ellison im Rahmen des Fusionsdeals Donald Trump versprochen haben, CBS werde MAGA-Botschaften im Produktionswert von 16 Millionen Dollar verbreiten. Politische Interviews will CBS künftig nur noch ungeschnitten zeigen. Trumps Heimatschutzministerin Kristi Noem hatte sich zuletzt über Schnitte in ihrem Interview bei dem Politmagazin „Face the Nation“ beschwert.
Dem Schnitt waren unbewiesene Behauptungen Noems zum Opfer gefallen. Als Gratmesser des neuen CBS-News-Kurses wird nun ein Interview Donald Trumps bei „60 Minutes“ erwartet. Baris Weiss versprach zu ihrem Antritt unterdessen, sie werde CBS News zur „vertrauenswürdigsten Nachrichtenorganisation des 21. Jahrhunderts“ machen.
Source: faz.net