Eklat um Konzert am 7. Oktober: Musiker sagen Auftritte zusammen mit Böhmermann reihenweise ab

Das Musikprogramm, das Jan Böhmermanns Ausstellung „Die Möglichkeit der Unvernunft“ im Haus der Kulturen der Welt (HKW) begleiten sollte, fällt ins Wasser. Die Musiker, die für Auftritte vorgesehen waren, haben diese aus Solidarität mit dem Rapper Chefket abgesagt.
Das für den 7. Oktober – den Jahrestag des Massakers der Hamas an rund 1200 Israelis – geplante Konzert von Chefket hatten Böhmermann und das Haus der Kulturen der Welt gestrichen, nachdem Kulturstaatsminister Wolfram Weimer seine Bedenken angemeldet hatte, dass es dort zu antisemitischen Bekundungen kommen könnte. Chefket habe sich in einem T-Shirt gezeigt, das anstelle Israels in dessen Grenzen Palästina zeigte. Das werte die Bundesregierung als antisemitisch. Das HKW und Böhmermann hatten die Befürchtung zunächst zurückgewiesen, das Konzert dann aber abgesagt.
Wolfram Weimer hatte die Absage begrüßt. „Die Absage von Seiten der Veranstalter begrüße ich“, hatte Weimer auf Anfrage der F.A.Z. gesagt. „Antisemitismus hat auf Bühnen nichts zu suchen, da bin ich mir mit Herrn Ndikung einig.“ Bonaventure Soh Bejeng Ndikung leitet das HKW.
„Gezielt unter Druck gesetzt“
Die Streichung des Konzerts bewog jedoch die Musiker der Band Blumengarten, die Sängerinnen Mine und Domiziana sowie die Bands Drunken Masters, Wa22ermann, Tape Head und Noni dazu, ihre Auftritte abzusagen. „Wir finden es nicht richtig, wie Künstler:innen (in dem Fall Chefket) und Veranstalter:innen von Politik (in dem Fall das CDU-geführte Kulturministerium unter Wolfram Weimer) und manche Medien gezielt unter Druck gesetzt werden, weil Künstler:innen auf die untragbare Situation in Palästina aufmerksam machen und ihre Solidarität mit der leidenden Zivilbevölkerung ausdrücken“, schrieben die Musiker von Blumengarten auf Instagram. Man habe Chefket den eigenen Auftrittstermin angeboten, doch habe dieser das Angebot aus logistischen Gründen nicht annehmen können.
Die Musikerin Domiziana, die am Donnerstag hätte auftreten sollen, wertete die bisherige Stellungnahme des HKW und Böhmermanns als „ernüchternd“. Es sei keine Möglichkeit gefunden worden, einen Ersatztermin für Chefket zu organisieren. Ihr Standpunkt zur „katastrophalen Lage in Gaza“ sei klar und öffentlich bekannt. Sie stehe „solidarisch mit Gaza“, verurteile den „Genozid“ und wende sich gegen „jede Form von Rassismus, Islamfeindlichkeit, Antisemitismus, Diskriminierung sowie jegliche Art von Intoleranz“.
Das HKW und Böhmermann hatten bei der Absage des Konzerts von Chefket betont, sie sähen „den Einspruch insbesondere auch von jüdischer Seite gegen den Konzertabend am 7. Oktober 2025“: „Diesen Einspruch nehmen wir ernst. Er ist Anlass für uns, die Veranstaltung, deren Integrität wir nicht mehr garantieren können, an diesem Tag abzusagen.“
„Bild“: ZDF wollte mit Böhmermann nicht weitermachen, Sender dementiert
Die „Bild“-Zeitung behauptet währenddessen, das ZDF habe die weitere Zusammenarbeit mit Jan Böhmermann und seinem „ZDF Magazin Royale“ eigentlich beenden wollen. Doch mache man nun doch mit dem Moderator weiter, um nicht den Eindruck zu erwecken, der Sender verhalte sich wie Medienunternehmen in den USA, die vor dem politischen Druck Donald Trumps einknicken. Der Sender ABC hatte bekanntlich kürzlich die Late-Night-Show von Jimmy Kimmel wegen dessen Bemerkungen zur Ermordung des MAGA-Influencers Charlie Kirk zeitweilig abgesetzt. Der Sender CBS hat die Show des bekennenden Trump-Kritikers Stephen Colbert zum kommenden Frühjahr gekündigt.
Das ZDF weist diese Darstellung auf Anfrage der F.A.Z. zurück. Man habe „deutlich erklärt, dass der Sender beabsichtigt, die Zusammenarbeit mit Jan Böhmermann und der Unterhaltungsfernsehen Ehrenfeld UE GmbH auch 2026, unter anderem mit dem ,ZDF Magazin Royale‘ und ,Lass dich überwachen!‘, fortzusetzen. Diese Absicht stand zu keinem Zeitpunkt in Frage. Wir befinden uns hierzu in Gesprächen. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine weiteren Details mitteilen können.“ Der „Spiegel“ hatte berichtet, die Schlagzahl des „ZDF Magazin Royale“ solle von 33 auf 20 Ausgaben pro Jahr reduziert werden.
Source: faz.net