Jimmy Kimmel wieder hinauf Sendung: Wie geht es weiter?
US-Moderator Jimmy Kimmel kehrt am Dienstagabend zurück in seine Show. Der Vorgang zeigt: Wer leistet in den US-Medien Widerstand, wer kuscht vor Donald Trump?
Protest in Los Angeles gegen die Absetzung der Late Night Show „Jimmy Kimmel Live“
Foto: Mario Tama/Getty Images
Jimmy Kimmel kehrt zurück auf den Bildschirm. Ein paar Tage, nachdem das Sendernetzwerk ABC die Late-Night-Show „Jimmy Kimmel Live!“ in den USA unter Angabe fadenscheiniger Gründe ausgesetzt hatte, kam die Nachricht: Kimmel geht am Dienstag wieder auf Sendung. Nicht auf allen Lokalsendern des zum Disney-Konzern gehörenden Netzwerks, aber immerhin.
Es war das vorläufige Ende einer Dynamik, die in den liberalen Landesteilen entsetzt wahrgenommen worden war. Und es schien erst einmal wie ein gutes Ende. Der Schreck darüber, dass die Trump-Leute ihr autokratisches Playbook gegen Medien durchziehen, war offensichtlich diesmal laut genug kommuniziert worden. Genügend Hollywood-Prominente und Obamas hatten aufbegehrt. Vielleicht haben auch genügend Leute ihre Disney-Abos gekündigt.
Die Frage aber ist, was daraus folgt. Wie groß wird die Überraschung beim nächsten Mal sein? Wie wird der nächste Sender reagieren, wenn Donald Trump oder seine Medienaufsicht mit Konsequenzen drohen, wenn ihnen Inhalte nicht passen?
Trumps Vorliebe für Speichellecker im Fernsehen bleibt
Es ist ja nicht so, dass der Fall Kimmel aus dem Nichts kam. Donald Trump schleift demokratische Institutionen und verachtet kritische Medienleute und -marken. Das hat er zur Genüge bewiesen, der Tod von Charlie Kirk wirkte höchstens als Brandbeschleuniger. Er verklagt Medienhäuser auf Milliardenbeträge. Lässt Journalisten aus dem Weißen Haus werfen und speichelleckerische Blogger an ihrer Stelle einladen. Zuletzt drohte er kritischen Sendern unverhohlen mit Lizenzentzug. Das Ungewöhnliche am Fall Kimmel war nur, wie prompt und schamlos sein Arbeitgeber einknickte.
Als kürzlich der Vertrag von Stephen Colbert – einem anderen Late-Night-Host im Fokus von Trumps stumpfer Bande – nicht verlängert wurde, hieß es noch: Colbert sendet aus wirtschaftlichen Gründen nur noch ein paar Monate. Seinen Chefs schien es wenigstens peinlich zu sein; so, als wollten sie eine Ausrede haben, wenn sie beim nächsten Häppchenevent auf die Absetzung angesprochen würden.
Aber nun, bei Kimmel, schnipste Trumps Medienaufsicht nur mit dem Finger. Und die Sendung eines Fernsehstars, der dem Präsidenten nicht dorthin zu kriechen pflegt, wo selbst der nichts golden dekoriert hat, flog von einem Tag auf den anderen aus dem Programm. Das erschien selbst unter Trumps Bedingungen vielen als Zäsur. Daher der diesmal heftige Gegenwind. Es war nur eigentlich keine große Zäsur. Sondern ein weiteres Zäsürchen.
Das Problem ist nicht die Zensur, sondern die mediale Selbstbeschränkung
Auch eine Dynamik der medialen Selbstbeschränkung ist schon seit Monaten zu beobachten. Beim White House Correspondents’ Dinner, das von Journalisten ausgerichtet wird, wurde der Auftritt einer Trump-kritischen Komikerin lieber abgesagt. Die Fernsehpreise Emmys, ein gutes Podium für symbolische Kommunikation, wurden jüngst harmlos wegmoderiert. Ein Moderator wie Jimmy Kimmel kam dort diesmal wohl nicht infrage, und dazu brauchte es nicht einmal eine Drohung aus dem Trump-Lager.
Wie weiter also? Wie groß ist die Resilienz nach dem Fall Kimmel, der doch zeigen müsste, dass kollektive Gegenwehr nicht sinnlos ist?
Maria Ressa: „Wenn ihr euch nicht gegen Trump bewegt, dann verliert ihr“
Klug wäre es, auf Maria Ressa zu hören. Die philippinische Journalistin, die für ihren Einsatz für die Pressefreiheit unter autokratischen Bedingungen mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden ist, war vergangene Woche bei Jon Stewart zu Gast, einem weiteren prominenten Late-Night-Host.
Sie wies dort darauf hin, dass die Entwicklung unter Trump für sie nicht überraschend komme. Von wegen Zäsur. Sie habe ihm, Stewart, ja schon bei ihrem letzten Gespräch vor Monaten gesagt, was drohe. „Wenn ihr euch nicht bewegt und für eure Rechte einsteht, dann verliert ihr sie. Und dann wird es später schwer, sie zurückzubekommen.“
Das Beste, was das Hin und Her im Fall Kimmel bewirken kann, wäre, wenn sich diese Erkenntnis durchsetzte: dass es weiterzumachen gilt.